Taika Waititi inszeniert einen neuen "Judge Dredd" Film

Der Film soll sich stärker an den Comics orientieren

Von Jonas Reichel am 5 min Lesezeit

Nachdem der gnadenlose Cop "Judge Dredd" zuletzt 2012 für Recht und Ordnung sorgte, steht nun ein neuer Film auf dem Plan – und niemand Geringeres als Taika Waititi soll die Regie übernehmen.

An seiner Seite ist laut The Hollywood Reporter Drehbuchautor Drew Pearce, der zuvor schon für "The Fall Guy" und "Mission: Impossible: Rouge Nation" tätig war. Produziert wird das Projekt von den "Dredd"-Rechteinhabern Chris und Jason Kingsley.

Waititi und Pearce verbindet nicht nur eine langjährige Freundschaft, sondern auch eine gemeinsame Leidenschaft für die düsteren Comics, die Ende der 1970er von John Wagner und Carlos Ezquerra geschaffen wurden. Dredd ist der kompromisslose Gesetzeshüter einer dystopischen Mega-City, der als Richter, Geschworener und Henker in einer Person agiert – eine beißende Satire auf ein überzogenes Justizsystem.

Nach der eher misslungenen Stallone-Adaption von 1995 und dem gefeierten, aber kommerziell erfolglosen "Dredd" von 2012 mit Karl Urban soll Waititis Version nun näher am Originalcomic bleiben. Schwarzer Humor, Gewalt und ein moderner Bezug zur aktuellen Gesellschaft stehen im Fokus. Geplant ist ein Science-Fiction-Blockbuster, der den Startschuss für ein größeres "Dredd"-Universum geben könnte – mit Filmen und Serien auf mehreren Plattformen. Wer dieses Mal in die ikonische Rolle schlüpfen soll, ist derzeit noch unbekannt.

Bild zu DREDD Trailer German Deutsch 2012 HD - Official

Judge Dredd im Kino: Vom 90er-Blockbuster zum düsteren Kultfilm

Die Comicfigur Judge Dredd ist eine der langlebigsten und prägnantesten Schöpfungen der britischen Popkultur. Seit seinem Debüt 1977 in der Anthologie 2000 AD ist der unerbittliche Gesetzeshüter Mega-City Ones bekannt für knallharte Action, beißende Satire und eine schonungslose Zukunftsvision. Kein Wunder also, dass Hollywood gleich zweimal versuchte, diese Figur auf die große Leinwand zu bringen. Doch die beiden bisherigen Filme – "Judge Dredd" (1995) mit Sylvester Stallone und "Dredd" (2012) mit Karl Urban – könnten in Tonalität und Rezeption kaum unterschiedlicher sein.

Judge Dredd (1995): Stallone, Bombast und ein verfehlter Ton

Als "Judge Dredd" 1995 erschien, befand sich Hollywood mitten in einer Phase von Comicverfilmungen, die eher bunt und überzogen inszeniert wurden. Sylvester Stallone, damals noch einer der größten Actionstars der Welt, übernahm die Titelrolle. Der Film setzte auf ein hohes Budget, große Sets und jede Menge Spezialeffekte. Mega-City One wurde als überzeichneter, fast schon cartoonhafter Moloch präsentiert – irgendwo zwischen "Blade Runner" und einem Neon-Videospiel.

Doch die Probleme lagen tiefer. Fans der Comics erwarteten eine düstere Satire auf Militarismus und Überwachung, bekamen aber stattdessen einen glattgebügelten Actionfilm, der versuchte, Stallones Starpower in den Vordergrund zu rücken. Besonders verpönt war die Entscheidung, Dredd über weite Teile des Films ohne seinen ikonischen Helm zu zeigen – ein Bruch mit der Vorlage, in der der Charakter niemals sein Gesicht offenbart. Auch der Humor wirkte deplatziert und verwässerte die eigentlich harte Atmosphäre.

Die Kritik fiel dementsprechend vernichtend aus. Während die visuellen Effekte und das Production Design teilweise gelobt wurden, bemängelte man das unentschlossene Drehbuch und die verfehlte Tonalität. Kommerziell spielte der Film mit rund 113 Millionen Dollar weltweit zwar seine Kosten ein, blieb aber hinter den Erwartungen zurück und gilt heute eher als Kuriosität denn als gelungene Adaption.

Dredd (2012): Düster, brutal und der Vorlage treu

Fast zwei Jahrzehnte später wagte man einen Neustart. "Dredd" (2012), produziert von DNA Films und Lionsgate, schlug einen völlig anderen Weg ein. Mit einem vergleichsweise kleinen Budget von rund 40 Millionen Dollar setzte Regisseur Pete Travis – und vor allem Drehbuchautor Alex Garland ("Ex Machina", "Annihilation") – auf eine kompromisslose Umsetzung des Grundtons der Comics.

Karl Urban übernahm die Hauptrolle und machte von Anfang an klar: Sein Dredd würde den Helm nicht abnehmen. Das verlieh der Figur eine fast mythische, unnahbare Aura. Die Handlung war bewusst minimalistisch gehalten: Dredd und seine junge Kollegin Anderson (Olivia Thirlby) sind in einem gigantischen Wohnblock gefangen, der von der brutalen Drogenbaronin Ma-Ma (Lena Headey) kontrolliert wird. In einer Mischung aus Science-Fiction und klaustrophobischem Actionthriller kämpfen sich die beiden Richter Stockwerk für Stockwerk nach oben – ein Konzept, das stark an den indonesischen Film "The Raid" erinnert, der fast zeitgleich erschien.

Visuell bot "Dredd" eine rohe, fast schon grimmige Ästhetik, unterstützt durch eindrucksvolle Slow-Motion-Sequenzen, die den Konsum der Droge "Slo-Mo" darstellten. Die Gewalt war explizit, aber stilisiert – ein bewusster Bruch mit dem weichgespülten 90er-Vorgänger. Kritiker lobten vor allem Urbans Darstellung, Garlands stringentes Drehbuch und die kompromisslose Atmosphäre, die der Satire und Brutalität der Vorlage gerecht wurde.

Doch trotz der positiven Resonanz floppte der Film an den Kinokassen. Mit nur rund 41 Millionen Dollar Einspielergebnis blieb der Film weit hinter den Erwartungen zurück. Viele Beobachter machen das schwache Marketing und den ungünstigen Kinostart verantwortlich. Erst im Heimkino entwickelte "Dredd" dann eine treue Fanbasis und avancierte zum Kultfilm. Heute wird er oft als eine der besten Comicadaptionen seiner Zeit gehandelt – auch, weil er nicht auf große Stars setzte, sondern den Charakter in den Mittelpunkt stellte.

Zwei Ansätze, zwei Schicksale

Die beiden "Dredd"-Filme zeigen, wie unterschiedlich man dieselbe Vorlage interpretieren kann – und wie entscheidend Ton und Authentizität sind. Während die Stallone-Version versuchte, das düstere Material in einen Mainstream-Actionfilm zu verwandeln und damit Fans wie Kritiker verprellte, blieb "Dredd" (2012) den Wurzeln treu, scheiterte aber an den Realitäten des Kinomarkts. Viele Fans wünschen sich bis heute eine Fortsetzung oder Serie, die Urban erneut als Dredd zeigt. Immer wieder gab es Gerüchte über Projekte wie "Mega-City One", eine geplante TV-Serie, die jedoch nie über die frühe Entwicklungsphase hinauskam.

Mit der aktuellen Ankündigung, dass Taika Waititi eine neue "Dredd"-Verfilmung plant, könnte die Figur nun eine dritte Chance erhalten. Vielleicht gelingt es ihm, die Satire, den schwarzen Humor und die gesellschaftliche Relevanz der Comics mit einem zugänglichen Science-Fiction-Blockbuster zu verbinden – und damit endlich sowohl Fans als auch ein breites Publikum zu überzeugen.