Am absoluten Tiefpunkt: Supergirl (2026) Filmvorschau

Hier erfährst du alles Wichtige zum DCU-Debüt der Superheldin!

Von Jonas Reichel am 7 min Lesezeit

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Vergesst alles, was ihr über Supergirl zu wissen glaubt: Diese Version ist düster, zerrissen und voller Wut – und dabei so menschlich wie nie. Mit kryptonischen Kräften, kosmischer Einsamkeit und einer Heldin am Tiefpunkt wagt das neue DCU einen mutigen Schritt. Denn wenn man den Machern glauben will, wird der Film ganz anders, als ihr denkt.

Das Casting von Milly Alcock als Supergirl

Als James Gunn via Instagram das neue Gesicht von Supergirl verkündete, spitzte die DC-Fangemeinde sofort die Ohren: Milly Alcock sorgte zuvor in der HBO-Serie "House of the Dragon" für Furore – und soll jetzt also Supergirl im DCU verkörpern. Die Entscheidung fiel nach einem intensiven Casting-Prozess, bei dem sie sich gegen hochkarätige Mitbewerber wie Emilia Jones und Meg Donnelly durchsetzen konnte.

Alcock tritt ein schweres Erbe an: Die wohl bekannteste Supergirl-Darstellerin ist vermutlich immer noch Melissa Benoist. Sie spielte die Rolle viele Jahre lang in der gleichnamigen TV-Serie. Vielen Kinogängern ist sicherlich auch noch Sasha Calle in guter Erinnerung: Sie legte in "The Flash" einen beachtlichen Auftritt hin. Viele gingen davon aus, dass sie auch im neuen DCU die Rolle weiterführen würde.

Doch James Gunn und sein Team entschieden sich bewusst für einen Neustart. Supergirl sollte nicht länger nur die – Zitat – "weibliche Version von Superman" sein, sondern als eigenständige Figur mit eigener Geschichte und größerer Tiefe neu gedacht werden.

Gunn selbst beschreibt seine Supergirl-Interpretation als wesentlich düsterer, emotionaler und komplexer. Während Kal-El auf der Erde von liebevollen Eltern großgezogen wurde, musste Kara hilflos zusehen, wie ihre Welt unterging und ihre Familie starb. Diese traumatische Erfahrung wird zu einem zentralen Baustein ihrer Charakterentwicklung im Film. Es geht um Verlust, Wut, Trauer – aber auch um Selbstfindung, Verantwortung und die Frage: Wer ist Kara ohne ihren berühmten Cousin Superman?

Auffällig ist, dass Alcock anscheinend nicht nur schauspielerisch überzeugte, sondern auch von der Community überraschend positiv aufgenommen wurde. Zahlreiche Fanarts, Reactions und Spekulationen machten nach der Verkündung die Runde. Offenbar sehen viele in ihr genau das frische Gesicht, das die Figur für eine neue Generation braucht. Ihre bisherige Darstellung komplexer, innerlich zerrissener Charaktere macht sie zur idealen Besetzung für diese neue, reifere Supergirl-Version.

Woman of Tomorrow: Die Comic-Vorlage, die alles verändert

Der ursprüngliche Titel des Films, "Supergirl: Woman of Tomorrow", verweist direkt auf die gleichnamige Comicreihe von Tom King, die zwischen 2021 und 2022 erschien. Illustriert von Bilquis Evely und koloriert von Mat Lopes, wird sie von Kritikern und Fans gleichermaßen als eine der besten Supergirl-Geschichten aller Zeiten gehandelt. Und das völlig zurecht!

In acht Ausgaben erzählt "Woman of Tomorrow" die Geschichte einer Kara, die mit sich selbst hadert. Wir treffen sie in einer Bar irgendwo am Rand des Universums, ohne gelbe Sonne, ohne ihre vollen Kräfte. Sie trinkt, sie flucht, sie will allein sein. Alles in ihr schreit nach Ruhe und Vergessen. Der Verlust von Krypton, die Erkenntnis, dass ihr einstiger Lebenszweck – nämlich Superman zu beschützen – längst obsolet ist, lasten schwer auf ihr.

Doch dann tritt Ruthye auf den Plan: ein junges Mädchen, das Rache nehmen will für den Mord an ihrem Vater. Und sie wählt ausgerechnet Kara, um ihr dabei zu helfen. Angetrieben von Wut, Schmerz und einer fast naiven Entschlossenheit, zwingt Ruthye Supergirl dazu, sich ihrer Verantwortung zu stellen. Gemeinsam reisen sie quer durch die Galaxie und geraten in immer neue moralische Dilemmata. Dabei wird Kara mit der Frage konfrontiert, was es wirklich bedeutet, eine Heldin zu sein.

Tom King erzählt eine Geschichte über Trauma, Verantwortung, Verlust und Erlösung. Kara wird nicht als perfekte Ikone inszeniert, sondern als fehlerhafte, gebrochene Figur, die lernen muss, sich selbst zu verzeihen. Gerade das macht "Woman of Tomorrow" so besonders. Es ist ein tiefgründiges, beinahe philosophisches Werk – ganz ohne die klassischen Superheldenklischees.

Interessant ist auch, wie der Comic visuell arbeitet: Die Zeichnungen von Bilquis Evely sind detailliert, emotional und oft geradezu poetisch. Jede Seite wirkt wie ein kleines Kunstwerk, das die Stimmungen von Kara und Ruthye einfängt. Diese Bildsprache dürfte auch für die Filmadaption eine große Rolle spielen. Schon jetzt wird spekuliert, ob bestimmte Panels direkt als visuelle Vorlage für Schlüsselszenen dienen werden.

Warum "Woman of Tomorrow" der perfekte Neuanfang ist

Supergirl hatte es in der Vergangenheit oft schwer, sich aus dem Schatten ihres berühmten Cousins zu lösen. Mit "Woman of Tomorrow" bekommt Kara endlich die Erzählung, die sie verdient. Die Geschichte ist ideal, um alte Zögerer zu überzeugen und neue Fans zu gewinnen. Sie bietet Einsteigern eine klare Erzählstruktur, konzentriert sich auf wenige, aber starke Figuren und verzichtet auf komplizierte Multiversums-Elemente oder Querverweise. Gleichzeitig liefert sie eingefleischten Fans eine tiefgründige und respektvolle Neuinterpretation der Figur.

Besonders spannend: Die Geschichte spielt mit klassischen Western-Motiven. Die Suche nach Vergeltung, das ungleiche Duo, die Reise durch ein feindliches Land – all das erinnert stark an Werke wie "True Grit" oder "Logan". Tom King hatte ursprünglich sogar vor, Lobo in die Geschichte zu integrieren, als zynischen Kopfgeldjäger an der Seite der verzweifelten Kara. Diese Idee schaffte es zwar nicht in den Comic, wird aber für den Film wieder relevant – dazu gleich mehr.

Hinter den Kulissen

Dass James Gunn für seine neue DCU-Linie auf Qualität vor und hinter der Kamera setzt, zeigt sich auch beim Team hinter "Supergirl". Die Regie übernimmt Craig Gillespie, der sich mit Filmen wie "I, Tonya" und "Cruella" einen Namen gemacht hat. Gillespie ist bekannt für seine Fähigkeit, komplexe Frauenfiguren mit Ecken und Kanten zu inszenieren. Eine perfekte Wahl für ein Projekt wie dieses.

Das Drehbuch stammt von Ana Nogueira, die auch für den geplanten "Teen Titans"-Film verantwortlich zeichnen soll. Nogueira hat einen Hintergrund sowohl im Theater als auch im Film und bringt ein feines Gespür für Dialoge und Charakterentwicklung mit. Auch sie betonte in Interviews, wie wichtig es ihr sei, Kara als mehrdimensionale Figur zu schreiben, die ihre Emotionen nicht verstecken muss.

Auf der Leinwand dürfen wir uns neben Milly Alcock auf weitere namhafte Darsteller freuen. Der Belgier Matthias Schoenaerts wird als Krem of the Yellow Hills auftreten – ein erbarmungsloser Antagonist, der auch in der Comicvorlage eine zentrale Rolle spielt. Krem tötete Ruthyes Vater und lässt keine Gelegenheit aus, Supergirl zu provozieren und zu quälen. Schoenaerts bringt die nötige Intensität mit, um dieser Rolle das richtige Maß an Bedrohlichkeit zu verleihen.

Eine besondere Überraschung ist das Casting von Jason Momoa als intergalaktischer Kopfgeldjäger Lobo. Der aus "Aquaman" bekannte Darsteller hatte schon 2023 in Interviews betont, dass er die Rolle des anarchischen Antihelden für perfekt halte. Dass er nun tatsächlich zum DCU-Lobo wird, dürfte für viele Fans ein Highlight sein. Ob und wie Lobo in die Handlung integriert wird, ist noch nicht offiziell bestätigt.

Komplettiert wird der Cast durch David Krumholtz und Emily Beecham als Supergirls Eltern sowie die junge Eve Ridley als Ruthye. Die Dreharbeiten begannen direkt im Anschluss an James Gunns "Superman"-Film, an dessen Set Milly Alcock bereits gesichtet wurde. Inzwischen ist der Film abgedreht und befindet sich in der Postproduktion. Ein gutes Zeichen: Bis zum Release ist es noch gut ein Jahr hin – bei den Effekten wird also nichts überstürzt. Das war zuletzt häufig eine Kritik beim Konkurrenten Marvel. James Gunn betonte in einem Interview, dass er diesen Fehler vermeiden wolle: Qualität braucht eben seine Zeit. Das gilt sowohl für das Skript vor dem Drehstart als auch für die Postproduktion.

Ein Blick in die Zukunft

Mit "Supergirl" bekommt das neue DCU eine Figur, die deutlich vielschichtiger sein will als bisher. Milly Alcock bringt theoretisch alles mit, was diese neue Kara braucht: eine Mischung aus Verletzlichkeit, Trotz und stiller Wut. In Zeiten generischer Superheldenkost hoffen wir deshalb auf frischen Wind – ganz ohne CGI-Gewitter und Multiversum-Overkill. Und will das DCU erfolgreich sein, dann muss dieser Film sitzen: Laut Gunn sollen Superman, Supergirl, Batman und Wonder Woman die Grundpfeiler des ganzen Franchise werden. Kinostart ist der 25. Juni 2026.