Cillian Murphy doch nicht in "28 Years Later"

Murphy könnte in "28 Years Later: The Bone Temple" einen Auftritt haben

Von Jonas Reichel am

Die Aufregung um Cillian Murphys mögliche Rückkehr in "28 Years Later" war groß. Entgegen aller Erwartungen wird seine Figur aber nicht in dem Zombie-Schocker zu sehen sein.

Die Gerüchte begannen mit dem Trailer zu "28 Years Later", der Fortsetzung des Horror-Klassikers "28 Days Later". Viele Zuschauer waren überzeugt, Cillian Murphy, der im ersten Teil Jim spielte, wiedererkannt zu haben. Ein infizierter Charakter mit markanten Wangenknochen und einem "Peaky Blinders"-artigen Haarschnitt wurde als der wiedergekehrte Jim identifiziert. Doch weit gefehlt!

Produzent Andrew Macdonald bestätigte gegenüber Empire, dass Cillian Murphy nicht im ersten Film der neuen Trilogie mitspielt. Ein Auftritt könnte aber in der Fortsetzung "28 Days Later: The Bone Temple" zustande kommen, welcher von Nia DaCosta inszeniert wird.

Der Mann, der die Internet-Sensation auslöste, ist der Schauspieler Angus Neill. Regisseur Danny Boyle wurde sogar von seiner Partnerin gewarnt, dass die Zuschauer Neill mit Jim verwechseln könnten. Er tat dies als Unsinn ab, wurde aber später vom Gegenteil überzeugt. Im Kino erwartet uns "28 Years Later" am 19. Juni.

Bild zu 28 YEARS LATER Trailer German Deutsch (2025)

Die Bedeutung von Danny Boyles 28 Days Later

Danny Boyles 2002 erschienener Film "28 Days Later" ist weit mehr als ein herkömmlicher Zombiefilm. Mit seiner einzigartigen Herangehensweise an das Genre, seiner stilistischen Gestaltung und seinen tiefgehenden thematischen Schichten hat der Film die Popkultur nachhaltig beeinflusst und das Horrorgenre neu definiert.

Ein neues Gesicht des Horrors

"28 Days Later" beginnt mit einem radikalen Bruch mit klassischen Zombiefilmen. Die Infizierten in Boyles Film sind nicht die traditionellen, schlurfenden Untoten, sondern rasende, hyperaggressive Wesen. Diese Darstellung, gepaart mit der Tatsache, dass die Infektion durch das "Rage"-Virus ausgelöst wird, verleiht dem Film eine bedrohliche Aktualität. Die Idee einer schnell um sich greifenden Seuche spiegelt reale Ängste vor globalen Pandemien wider. Boyles Werk erschien in einer Zeit, in der Krankheiten wie SARS die Welt beunruhigten – ein Kontext, der den Film noch relevanter machte.

Gesellschaftskritik und menschliche Natur

Auf den ersten Blick mag "28 Days Later" wie ein apokalyptischer Actionfilm wirken, doch bei genauerer Betrachtung entpuppt er sich als tiefgehende Gesellschaftskritik. Die zentrale Frage des Films lautet: Was passiert mit der Menschlichkeit, wenn die Zivilisation zusammenbricht? In einer Welt, in der die Strukturen von Staat und Gesellschaft zerfallen sind, zeigt Boyle die besten und schlechtesten Seiten der menschlichen Natur.

Die Infizierten selbst fungieren als Spiegel für die unkontrollierte Gewalt und den Egoismus, die auch in den überlebenden Menschen zu finden sind. Besonders deutlich wird dies in der zweiten Hälfte des Films, als die Protagonisten auf eine Gruppe von Soldaten treffen. Diese haben zwar überlebt, aber ihre Moral weitgehend aufgegeben und versuchen, die Frauen in der Gruppe zu versklaven. Hier zeigt Boyle, dass die größte Bedrohung nicht die Infizierten, sondern die Menschen selbst sind, wenn sie sich ihren niederen Trieben hingeben.

Die Macht der Isolation

Die Eröffnungsszene von "28 Days Later", in der der Protagonist Jim in einem verlassenen London erwacht, ist ikonisch geworden. Die menschenleeren Straßen, gefilmt in einem dokumentarischen Stil, vermitteln ein Gefühl der Isolation und Verlorenheit. Diese visuelle Darstellung der Einsamkeit unterstreicht nicht nur die existenziellen Themen des Films, sondern hebt auch Boyles außergewöhnliche Regie hervor. Die Low-Budget-Ästhetik, mit der der Film gedreht wurde, trägt dazu bei, die Welt realistisch und greifbar wirken zu lassen.

Die Isolation, die Jim erfährt, ist nicht nur physisch, sondern auch psychologisch. Der Film nutzt diese Isolation, um Fragen nach Identität und Gemeinschaft zu stellen: Wer sind wir ohne die Gesellschaft? Wie definieren wir uns, wenn alle Strukturen verschwinden? Diese Fragen machen "28 Days Later" zu einem philosophischen Werk, das weit über die Grenzen des Horrorgenres hinausgeht.

Einfluss auf das Genre

Boyles Film hatte einen enormen Einfluss auf das Zombie-Genre und das Horrorkino insgesamt. Die rasenden Infizierten und die übergreifende Thematik der Seucheninvasion wurden zu festen Bestandteilen des Genres und beeinflussten spätere Werke wie "World War Z" (2013) und die erfolgreiche Serie "The Walking Dead" (ab 2010). Auch die Ästhetik von Low-Budget-Filmen, die durch ihre rohe und realistische Darstellung überzeugen, wurde durch "28 Days Later" neu definiert.

Darüber hinaus brachte der Film das Thema der menschlichen Abgründe in den Vordergrund. Während klassische Zombiefilme oft auf Gesellschaftssatire setzten, etwa in George A. Romeros "Dawn of the Dead" (1978), geht Boyle noch einen Schritt weiter, indem er die Zivilisation selbst auf den Prüfstand stellt. Der Film zeigt eine Welt, in der Moral und Ethik verhandelbar geworden sind – ein Thema, das in einer Zeit politischer und sozialer Unsicherheiten besonders relevant erscheint.

Fazit

"28 Days Later" ist mehr als ein Horrorklassiker; er ist ein Film, der Genregrenzen sprengt und tiefere Fragen zur menschlichen Natur und Gesellschaft stellt. Mit seiner intensiven Darstellung von Angst, Isolation und moralischem Verfall schafft Boyle ein Werk, das gleichermaßen schockiert und zum Nachdenken anregt. Durch seine innovative Herangehensweise, seine gesellschaftliche Relevanz und seinen bleibenden Einfluss auf das Kino bleibt "28 Days Later" ein Meilenstein, der weit über sein Erscheinungsjahr hinaus Bedeutung hat.

Bild zu 28 DAYS LATER Trailer German Deutsch UT (2003) Cillian Murphy