von Tom Hartig am 13. November 2021

Manga-Verfilmungen haben nicht immer einen leichten Stand unter den Kritikern. Wenn man es dann auch noch als Live-Action-Film versucht, liegen oft Welten zwischen dem, was sich die Zuschauer vorgestellt haben und dem Endprodukt. Doch es gibt auch immer wieder Überraschungen, so zum Beispiel "Alita: Battle Angel" von Robert Rodriguez. Der Film rund um den Cyborg Alita konnte mehr als überzeugen und deshalb fiebern die Fans darauf hin, dass es einen zweiten Teil geben soll. Reichlich Stoff dafür hätten die Drehbuchautoren, da der Film nur die ersten zwei Bände des neun-teiligen Mangas behandelt. Außerdem gibt es mit "Battle Angel Alita: Other Stories" noch ein alternatives Ende, dass erzählt werden kann. Aber wie realistisch ist ein zweiter Teil überhaupt und worum könnte es gehen?

Das Ende von Teil Eins

Zugegeben, die Story des ersten Films entwickelt sich sehr schnell und sprunghaft und nimmt vor allem am Ende noch einmal ordentlich Fahrt auf. Deshalb haben wir das wichtigste kurz für euch zusammengefasst. Falls ihr den Film noch nicht gesehen habt und euch nicht spoilern lassen wollt, solltet ihr jetzt nach vorne skippen.

Alita ist ein Cyborg-Mädchen, welches von Dr. Dyson Ido auf einem Schrottplatz in Iron City gefunden und wieder zusammengesetzt wurde. Nachdem sie herausgefunden hat, dass ihr Vater nicht nur Doktor, sondern auch ein Kopfgeldjäger ist, auch Hunter-Warrior genannt, möchte sie sich ihm anschließen, um gegen den bösen Cyborg-Attentäter Grewishka zu kämpfen. Außerdem findet sie ihre große Liebe in einem Menschen namens Hugo. Der wünscht sich nichts sehnlicher, als nach Zalem zu gelangen, der großen, reichen Himmelsstadt, die über Iron City schwebt. Im Laufe des Films erfährt Alita nicht nur, dass sie eine ehemalige Elite-Kampfmaschine mit verborgenen Kräften ist, sondern auch, dass Hugo Cyborgs überfallen und für die Motorballspiele eines mächtigen Mannes namens Vector ausgeschlachtet hat, um sich einen Weg nach Zalem zu erkaufen.

In der Auseinandersetzung mit Grewishka und seinen Verbündeten wird Hugo schließlich vom Hunter-Warrior Zapan schwer verwundet. Alita und Chiren, die Ex-Frau von Dr. Ido, können ihn nur noch retten, indem sie ihn ebenfalls zu einem Cyborg machen. Dank Chiren findet Alita heraus, dass Vector im Grunde die ganze Stadt und auch die Attentäter kontrolliert. Also macht sie sich zu ihm auf, um ihn zur Rede zu stellen. Angekommen bemerkt sie, dass er ebenfalls nur eine Marionette ist, welche von dem mächtigen Wissenschaftler Nova aus Zalem gesteuert wird. Um sie aufzuhalten, hetzt er abermals Grewishka auf sie. Diesen kann sie mit ihrer neuen Ausrüstung und Zapans Schwert jedoch leicht besiegen. Daraufhin tötet sie Vektor und beendet das Gespräch mit Nova mit den Worten, er solle sie nicht unterschätzen. Hugo versucht währenddessen verzweifelt, nach Zalem zu kommen. Alita will ihn noch aufhalten, aber er wird vom Verteidigungsring der Stadt zerfetzt. Monate später ist Alita Star-Athletin des Motorballturniers. Während die Menge jubelt, weist sie mit ihrer Klinge auf Zalem, während Nova sie von dort aus beobachtet.

Mögliche Handlung

Mögliche Handlungsstränge können wir uns natürlich am ehesten über die Original-Mangas vom Anfang der Neunziger Jahre herleiten. Der erste Film behandelt quasi die ersten zwei Bände, beziehungsweise Teile des dritten Bandes. In diesem geht es um Alitas rasanten Aufstieg beim Motorball. Nach dem Tod von Hugo versucht sie, ihr Leben als Hunter-Warrior erst einmal hinter sich zu lassen und die Trauer zu verarbeiten. Hier könnte der zweite Teil also gut anknüpfen. Allgemein könnte man durch die rasche Entwicklung der Handlung auch noch einmal Sequenzen aus Alitas früherem Leben beleuchten. Aber über ihrer Vergangenheit und der Motorball-Karriere steht natürlich die Frage nach Zalem. Wie sieht die Himmelstadt eigentlich aus und wer lebt dort? Außerdem wurde am Ende angeteasert, dass die Gehirne von manchen erwachsenen Menschen entfernt wurden z.B. bei Vector und Chiren. Durch die stattdessen eingefügten Mikrochips kann Nova die Kontrolle über Geist und Körper der Leute erhalten. Aber wie viele dieser Zombies gibt es in Iron City? Nova wird am Ende von "Alita: Battle Angel" schließlich als der eigentliche Bösewicht präsentiert. Doch das muss nicht zwangsläufig so sein: In "Battle Angel Alita: Last Order" schließen sich nämlich Alita und Nova in Zalem zusammen und er wird einer der wichtigsten Verbündeten für sie. Da stellt sich natürlich die Frage, wer denn nun eigentlich das Sagen hat und die Fäden im Hintergrund zieht.

Außerdem gibt es einen Hunter-Warrior, den wir für einen eventuellen zweiten Teil auf jeden Fall auf dem Schirm haben müssen: Zapan wurde von Alita das Heiligste zerstört, was es für ihn gibt, nämlich sein Gesicht. Er ist sicher auf Rache aus und wird vor nichts Halt machen, um diese zu bekommen. Dass er gewissenlos ist, zeigte sich ja schon darin, dass er Hugo dazu benutzt hatte, um Alita zur Zielscheibe zu machen und ihn schlussendlich erstochen hat. Denkbar wäre, dass er sich mit einem mächtigen Feind aus Zalem zusammenschließt und sie gemeinsam versuchen werden, das Mädchen zur Strecke zu bringen. In den Mangas taucht eine Person auf, welche wir uns vor allem für einen zweiten Teil wünschen: Kaos, welcher psychometrische Fähigkeiten hat. Er kann durch eine bloße Berührung alles über die Vergangenheit seines Gegenübers erfahren. In den Büchern wird er so zu einer wichtigen Person, wenn es darum geht, die kriegerische Vorgeschichte von Alita aufzuarbeiten. Außerdem ist er es, welcher die besondere Abhängigkeit zwischen Zalem und Alita entdeckt und beendet. Was sich sicher der ein oder andere Fan auch gut vorstellen kann, ist ein Prequel, welches vor allem Alitas frühe Geschichte behandelt. In der Manga-Reihe "Battle Angel Alita: Mars Chronicle" geht es um genau diese Zeit, aber nicht nur um den großen Krieg von damals, sondern auch um das Leben auf dem Mars und der Erde sowie die Probleme zwischen den beiden Planeten. Wir merken: Vorlagen gibt es genug. Wobei wir davon ausgehen können, falls Robert Rodriguez und James Cameron einen weiteren Film in die Wege leiten, sie sich wohl hauptsächlich an dem originalen Manga orientieren werden. In "Battle Angel Alita: Last Order" gehen die Handlungsstränge dann doch zu weit auseinander mit denen, welche im ersten Film angestrebt wurden. Denn auch wenn der Regisseur in einem Interview sagte, dass er den Film und die Geschichte als in sich geschlossenen Handlungsbogen sieht, so gibt es unserer Meinung nach noch viel zu erzählen.

Chancen für Teil 2

So, genug der großen Worte und jetzt das wichtigste: Wie stehen überhaupt die Chancen für einen zweiten Teil? Auch hier gehen die Meinungen auseinander. Konzentrieren wir uns auf die Fakten. In den USA spielte der Film gerade einmal rund 85 Millionen US-Dollar ein und das bei Produktionskosten von knapp 175 Millionen Dollar. Immerhin konnte das der Film international noch einmal reinholen mit einem weltweiten Einspielergebnis von 405 Millionen. Doch das eher schwache Resultat bewegte 20th Century Fox dazu, erstmal keine Fortsetzung zu bestellen. Fox wurde jedoch kurze Zeit später von Disney gekauft und seit Juli ist der Film auf Disney+ abrufbar. Produzentenpartner James Cameron verriet außerdem, dass es schon über 600 Seiten Notizen gibt, welche nur noch verwertet werden müssen. Bereitstehen für einen zweiten Teil würde außerdem Regisseur Robert Rodriguez, welcher großen Gefallen an dem Franchise gefunden hat. Auch wenn er den Handlungsstrang als in sich abgeschlossen sieht, so ist es ja offensichtlich, dass es noch mehr als genug zu erzählen gibt rund um die junge Cyborg-Dame. Was ebenfalls dafür sprechen würde, wäre die immer weiter wachsende Fanbase rund um das ganze Projekt. Ähnlich wie bei Justice League mit dem Hashtag "SnyderCut" fordern immer mehr Fans der Online Community mit dem Hashtag "AlitaSequel" eine Fortsetzung des Films. Disney hat sich dazu jedoch noch nicht geäußert. Man muss ebenfalls erwähnen, dass Rodriguez gerade an mindestens vier weiteren Projekten arbeitet oder zumindest mitwirkt. Es scheint also seitens des Regisseurs nicht gerade darauf hinauszulaufen, dass wir in nächster Zeit einen neuen Teil sehen werden. Man soll jedoch niemals nie sagen. Material gibt es schließlich mehr als genug in den Mangas und wenn wir ehrlich sind, geht es uns genauso, dass wir die Geschichte rund um Alita gerne noch weiter erzählt sehen würden.

Das war unser KinoCheck Original zu "Alita Battle Angel Zwei". Aber noch einmal die Frage an euch: Wie sehr wünscht ihr euch einen zweiten Teil? Oder seid ihr mit der Meinung von Rodriguez einverstanden, dass die Story des ersten Films eigentlich schon eine runde Sache ist? Wir finden, es sollte noch mindestens einen Film geben und gerne noch dazu ein Prequel.