Dinosaurier: Jurassic Park vs. Realität

Hier hat die Jurassic Park-Reihe geschummelt

Von Lukas Weishaar am

Unser Bild von Dinosauriern wurde maßgeblich durch die Darstellung der Urzeitechsen in den "Jurassic Park" Filmen geprägt. Und das nicht zu Unrecht: Für die Filme wurden einige der weltweit führenden Paläontologen als Berater eingestellt. Zum Beispiel Jack Horner, dem es als erstes gelang, Familienbande bei Dinosauriern nachzuweisen.

Doch bei aller Liebe zum Detail handelt es sich bei der "Jurassic Park"- Reihe immer noch um Blockbuster und keine wissenschaftlichen Abhandlungen. Und so schlichen sich einige Ungenauigkeiten ein, um den Film spannender zu gestalten oder Zusammenhänge plausibel erklären zu können.

Das erste Mal werden wir bereits bei der DNA-Gewinnung angeflunkert: Tatsächlich ist es so gut wie unmöglich, das Genom eines Dinosauriers über das aufgesaugte Blut eines Moskitos zu gewinnen. Zum einen grenzt es schon fast an ein Wunder, einen Moskito aus dieser Zeit in Bernstein zu finden, zum anderen ist DNA unglaublich fragil und zersetzt sich sehr schnell. Ihre Halbwertszeit beträgt ca. 500 Jahre. Hält man sich jetzt vor Augen, dass Dinosaurier schon seit 65 Millionen Jahren ausgestorben sind, wird klar: Es ist nicht mehr viel davon übrig. Nichtsdestotrotz wurden schon einige Funde von Dino-DNA gemacht. Bis man damit etwas anfangen kann, wird aber auf jeden Fall noch etwas Zeit vergehen. Nutzen wir doch die Zwischenzeit und werfen einen Blick auf die Unterschiede zwischen den Dinosauriern im Film und der Realität!

Dilophosaurus

In "Jurassic Park" stellt der Dilophosaurus bedrohlich seinen Kragen auf und blendet seine Opfer mit Gift. Zuerst bezeichnete ihn Dennis Nedry als ganz niedlich, Sekunden später wurde er ihm jedoch zum Verhängnis. Tatsächlich war der Dilophosaurus ein wohl noch gefährlicheres und vor allem viel größeres Raubtier als im Film dargestellt. Fossilien belegen, dass der Dino ungefähr sieben Meter lang gewesen war und somit eines der größten Landraubtiere, die vor 193 Millionen Jahren die Erde bevölkerten. Zu ihrer Verteidigung argumentierten die Filmemacher, dass es nicht klar sei, ob das gezeigte Tier ausgewachsen war oder es sich doch nur um ein Jungtier handelte. Das Spucken von Gift und die Halskrause, die von heutigen Kragenechsen inspiriert ist, sind jedoch frei erfunden. Geschadet hat die Darstellung dem Saurier nicht: Beim Publikum kamen die Modifikationen super an.

Brachiosaurus

Beim Brachiosaurus hielten sich die kreativen Köpfe stark an das Original. Das Aussehen und die Lebensweise der riesigen Sauropoden wurden wissenschaftskonform dargestellt. Einzig und allein das Stellen auf die Hinterbeine wird es so wahrscheinlich nicht gegeben haben. Zum einen ist der Brachiosaurus mit seinen knapp 14 Metern Höhe sowieso an die meisten Baumkronen herangekommen, andererseits wird er viel zu schwer für solche Kunststücke gewesen sein. Schließlich brachte er rund 58 Tonnen auf die Waage.

Triceratops

Vom Triceratops sahen wir im ersten Film nicht gerade viel. Ein Exemplar lag krank und betäubt im Gras, während Dr. Sattler ihn untersucht. Größe und Aussehen des Tieres waren realitätsnah dargestellt. Lediglich bei einem Aspekt übertrieben die Macher maßlos: Bei den Dino-Exkrementen. Im Film waren diese weit über einen Meter hoch. Der größte je gefundene Dino-Kot war aber gerade einmal 40 Zoll lang. In Aktion sahen wir den Triceratops in "Jurassic World 2: Das Gefallene Königreich" bei der Flucht vor dem Vulkanausbruch. Dort glich er einem heutigen Stier, was durchaus plausibel erscheint.

Spinosaurus

In "Jurassic Park III" wurde er als mächtiger Rivale des T-Rex eingeführt. In Wirklichkeit werden die beiden Top-Predatoren allerdings nie aufeinander getroffen sein. Denn zwischen ihnen lagen 35 Millionen Jahre. Der Riese wurde optisch passend in Jurassic Park 3 gezeigt. Es ist sehr wahrscheinlich, dass er auch in Wirklichkeit ein großes Segel auf dem Rücken hatte, welches er zum Wärmeausgleich genutzt haben könnte (ähnlich zu den Ohren von Elefanten). Konträr zum Film wird aber davon ausgegangen, dass der bis zu 18 Meter lange Saurier sich ausschließlich an der Küste und in Sümpfen aufhielt, da seine Leibspeise Fisch gewesen war. Deshalb hat er wohl kaum Jagd auf andere große Dinos gemacht.

Mosasaurus

Der riesige Mosasaurus war in "Jurassic World" die Besucherattraktion schlechthin! Zu Beginn des Films wird der im Meer beheimatete Saurier mit einem weißen Hai gefüttert, während er von der tosenden Menge beklatscht wird. Wie so oft, wurde auch hier etwas bei der Größe geschummelt. Fossilienfunde belegen ein Länge zwischen 15 und 18 Metern. Das ist ungefähr so groß wie der T-Rex. Der im Film gezeigte Mosasaurus hatte fast die doppelte Größe.

Giganotosaurus

Das erste Fossil des Giganotosaurus wurde 1993 gefunden, also im selben Jahr, in dem "Jurassic Park" das erste Mal auf der Leinwand zu sehen war. Somit ist es doch sehr passend, dass dieser Top Predator im letzten Teil "Jurassic World 3: Ein Neues Zeitalter" mitmischte. Ähnlich zum Spinosaurus, wurde auch der Giganotosaurus als Rivale des T-Rex eingeführt. Eigentlich hätte es ein mehr als fairer Kampf zwischen den beiden Giganten werden können. In Realität waren die beiden Saurier fast gleich groß, mit minimalen Vorteilen für den Giganotosaurus. Im Film wurde er allerdings größer dargestellt, um ihn furchterregender erscheinen zu lassen. Eine gravierendere Ungenauigkeit stellte der Prolog dar, in dem wir das erste Aufeinandertreffen der Riesen in der Urzeit sehen können. In der Realität hätten sie sich aber um gut 30 Millionen Jahre verpasst.

Velociraptor

Der wohl gefährlichste Saurier der Saga ist der hochintelligente Velociraptor. Er ist unheimlich intelligent, jagt im Rudel, besitzt tödliche Klauen und wäre laut Dr. Grant wohl zur dominanten Spezies auf der Erde aufgestiegen, hätte es da nicht einen bestimmten Meteoriteneinschlag gegeben. Doch war das vielleicht etwas hoch gegriffen? Im ersten Teil entdecken die Paläontologen ein neues Fossil eines Raptors. Ein kleiner Junge nennt den Raptor einen Truthahn - und damit liegt er gar nicht mal so falsch. Zum einen hatte der Velociraptor mutmaßlich ein Federkleid und zum anderen hatte er auch eine ähnliche Größe. Er wog wahrscheinlich 15 kg und wäre somit weitaus weniger gefährlich für die Menschen im Jurassic Park gewesen. Auch gibt es keine Hinweise dafür, dass sie im Rudel gejagt oder hyperintelligent waren. Vielmehr gehen einige Wissenschaftler aufgrund der Maße ihres Hirns davon aus, dass sie in etwa so schlau wie ein Emu waren. Das Vorbild für den filmischen Velociraptor scheint der Deinonychus gewesen zu sein, der den Raptoren aus den Büchern sehr ähnelt. Aber um fair zu bleiben: Velociraptor klingt auch einfach echt cool. Übrigens wurden kurz vor und nach dem Erscheinen von "Jurassic Park" einige Raptor Arten entdeckt, wie zum Beispiel der "Utah-Raptor", die denen aus den Filmen sehr geähnelt haben. Das nennt man wohl Bad Timing.

T-Rex

Der bekannteste aller Dinos ist der Tyrannosaurus Rex. Nicht umsonst bedeutet sein Name König der Dinosaurier. Als erstes bekam der Anwalt Gennaro den mächtigen Biss der Echse zu spüren. Die tatsächliche Bisskraft des T-Rex war sogar noch um ein Vielfaches stärker als im Film gezeigt. Diese betrug fast 12.800 Pfund - die stärkste geschätzte Bisskraft aller Landraubtiere jemals. Diese war nötig, um auch sehr dicke Knochen zu durchtrennen. Im Film sahen wir also einen eher zaghaften T-Rex. Dafür wäre er in Realität nicht schnell genug gewesen, um ein Auto mit über 60 km/h zu verfolgen. Wahrscheinlich konnte er eine Höchstgeschwindigkeit zwischen 25 bis 40 km/h erreichen. Vielleicht wäre es also doch keine schlechte Idee gewesen vor dem T-Rex wegzulaufen, anstatt still stehen zu bleiben. Denn auch die Tatsache, dass der Dinosaurier Beute nur wahrnehmen konnte, wenn diese sich bewegte, ist ein Mythos. In Wahrheit hatte der Saurier ein hervorragendes und scharfes Sehvermögen. Übertroffen wurde dieses nur durch seinen Geruchssinn. Man geht davon aus, dass Tyrannosaurus sich oft an Aas bediente und diesen über viele Kilometer ausmachen konnte. Trotz den Abweichungen gelang den Machern von "Jurassic Park" eine tolle Darstellung des Dinos, die Generationen prägte. Und auch für Anpassungen von Wissenschaftlern waren die kreativen Köpfe offen: Im Prolog des letzten Teils wurde dem T-Rex ein Federflaum verliehen, mit dem der Riese wahrscheinlich bedeckt war.



Dieses Video könnte dir gefallen

Bild zu JURASSIC WORLD 3 Trailer German Deutsch (2022)