Katzen, Knarren und ein Schlüssel: Caught Stealing Kritik Review
Austin Butler auf einer gnadenlosen Hetzjagd
Nach dem symbolgeladenen Psychotrip "Mother!" und dem intimen Kammerspiel "The Whale" wagt sich Regisseur Darren Aronofsky nun ins Gangster-Genre und liefert mit "Caught Stealing" einen rotzigen, dreckigen Crime-Actioner, der es mal eben mit Größen wie Quentin Tarantino und Guy Ritchie aufnehmen will. Ob ihm das gelingt, erfahrt ihr in dieser Filmkritik!
Austin Butler im Kreuzfeuer
"Caught Stealing" nimmt uns mit ins New York der 90er Jahre, in dem der einst vielversprechende Baseballspieler Hank seinen Lebensunterhalt als Barkeeper in einer Eckkneipe verdient. Einzig und allein der Alkohol und seine Freundin Yvonne geben ihm Halt. Ein scheinbar harmloser Gefallen für seinen Punk-Nachbarn Russ – nämlich auf dessen Kater Bud aufzupassen – verändert sein Leben schlagartig. Plötzlich befindet er sich auf der Flucht vor russischen Gangstern, korrupten Polizisten und zwei rücksichtslosen Auftragskillern, die alle hinter einem mysteriösen Schlüssel her sind. Was folgt, ist eine gnadenlose Hetzjagd durch Bars, Subway-Tunnel und verregnete Straßen, während Hank ums Überleben kämpft.
Der Aronofsky, den wir kennen – und der, den wir nicht kennen
Aronofskys wagt sich mit "Caught Stealing" in ein Genre, das man von ihm so nicht erwartet hätte. Nach Filmen wie "The Wrestler" oder "Requiem for a Dream", die oft das Innere der menschlichen Seele erforschten, liefert er uns jetzt ein Crime-Drama mit einer gehörigen Portion schwarzem Humor. Das New York der 90er Jahre wird von Kameramann Matthew Libatique eindringlich und authentisch eingefangen: Abseits jeglicher Nostalgie-Verklärung dominieren düstere Eckstraßen, verfallene Wohnungen und stickige Bars – definitv eine erfrischende Abwechslung zu den inflationären 80er-Retroproduktionen der letzten Jahre. Der Film erweist sich, gerade in der zweiten Hälfte, als eine unaufhaltsame Hetzjagd, und immer wieder bekommt man das Gefühl, Teil eines einzigen Fiebertraums zu sein. Das mag sicherlich für den ein oder anderen Zuschauer überfordernd wirken, ist aber durchaus wirkungsvoll inszeniert.
Starke Charaktere und ein kleiner Star
Die Besetzung ist zweifellos eine der größten Stärken des Films: Austin Butler liefert hier vielleicht die beste Leistung seiner Karriere – verletzlich, zugleich charmant und immer wieder am Rande des Nervenzusammenbruchs. Matt Smith sorgt als exzentrischer Punk Russ für pures Chaos, während Vincent D'Onofrio und Liev Schreiber als Killer-Duo für den ein oder anderen Lacher sorgen. Einzig und allein Zoë Kravitz kommt leider zu kurz, da ihre Rolle einzig und allein auf das Love Interest beschränkt ist.
Und dann ist da noch Bud, der Kater. Bud ist nicht nur der emotionale Anker des Films, sondern zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte. Neben all dem Blut und Chaos sorgt er immer wieder für etwas Ruhe – und spätestens wenn er sich schnurrend in Hanks Arm schmust, ist es um einen geschehen.
Wo der Lack ein bisschen abblättert...
Trotz seiner inszenatorischen und schauspielerischen Qualitäten ist "Caught Stealing" inhaltlich keine Revolution. Die Grundgeschichte – eine unschuldige Person gerät zwischen zwei kriminelle Fronten – wirkt recht abgegriffen. Immer wieder bekommt man das Gefühl, dass Aronofsky hier seine eigene kleine Version eines Guy Ritchie-Films drehen wollte. Vergleiche mit "Snatch" oder "Bube, Dame, König, Gras" sind immerhin nicht ganz aus der Luft gegriffen.
Was auch sofort auffällt: Der Ton ist alles andere als konstant. Eben noch lacht man über skurrile Situationen und Charaktere, im nächsten Moment wird's dann wieder brutal und düster. Diese tonale Sprunghaftigkeit ist sicherlich nicht nach jedermanns Geschmack. Zudem ist die Laufzeit etwas zu lang geraten, und gerade die ersten 30 Minuten mögen nicht so richtig in die Gänge kommen.
Fazit
Mit "Caught Stealing" liefert Aronofsky sicherlich seinen massentauglichsten Film ab. Die Mischung aus schwarzem Humor, harter Action und dem dreckigen 90er-Look ist nämlich durchaus spaßig. Aronofsky mag das Genre zwar mit seinem Stil bereichern, aber das Drehbuch erzählt eine Geschichte, die man in ähnlicher Form schon öfter gesehen hat. Viele Elemente wirken vertraut, die Tonalität schwankt, und im Gegensatz zu der emotionalen Schlagkraft seiner bisherigen Werke, bleibt "Caught Stealing" recht kühl. Wer die Experimentierfreude des Regisseurs dennoch zu schätzen weiß, dürfte sicherlich auf seine Kosten kommen. Ein Meisterwerk sollte man aber nicht erwarten – dafür fehlt das gewisse Etwas, das Aronofskys Filme sonst so besonders macht.
