Wisst ihr noch... SHREK?

Ein Klassiker in Sachen Animation unter der Lupe

von Pierre Lorenz am 20. April 2022

"Shrek" ist aus der Kindheit vieler Millennials kaum noch wegzudenken. Ganze Generationen wuchsen mit den vier Filmen auf und noch heute ist der grüne Oger ein fester Bestandteil unserer Popkultur. Doch wieso ist vor allem der erste "Shrek"-Film eigentlich so gut und wieso hat die Filmreihe eigentlich nie an Relevanz eingebüßt? Diesen Fragen gehen wir heute nach, also viel Spaß mit unserem neuesten KinoCheck Original. 

 

Inhalt des Films

Doch was genau ist im ersten Shrek-Film nochmal passiert? Shrek ist ein grüner Oger, der in seinem heimischen Sumpf lebt und dort unfreiwilliger Nachbar einiger märchenhafter Figuren ist. Diese wurden vom bösen Lord Farquaad dorthin verbannt, was Shrek sehr zuwider ist. Er lässt sich auf einen Deal mit ihm ein und begibt sich gemeinsam mit einem extrovertierten Esel auf die Suche nach Prinzessin Fiona, die in einem Turm eingesperrt ist und von einem feuerspeienden Drachen bewacht wird. Am Ende stellt sich heraus, dass Fiona ein Geheimnis verbirgt, denn auch sie verwandelt sich nach Sonnenuntergang in einen Oger. Zum Glück dauert die anschließende Zwangsehe zwischen Fiona und Lord Farquaad nicht lange, denn der kleine Möchtegern-König wird vom feuerspeienden Drachen verschlungen. Fiona und Shrek gehen am Ende frisch vermählt in die Flitterwochen und alles hat ein Happy End.


Entstehung 

Wie kam es eigentlich zur Entstehung des heutigen Klassikers? Am 05. Juli 2001 erblickte Shrek in den deutschen Kinos das Licht der Welt und sorgte maßgeblich für Aufsehen in der Welt der Animationsfilme, denn das US-Filmstudio DreamWorks produzierte den bis dato aufwändigsten computeranimierten Film überhaupt. Das weltbekannte Studio wurde 1994 von Steven Spielberg, Jeffrey Katzenberg und David Geffen gegründet. Kurz darauf kam Katzenberg bereits die Idee für einen "Shrek"-Film, denn Produzent John H. Williams brachte ein Buch namens "Shrek!" mit in das neu gegründete Studio und sorgte für Begeisterung. Man entschied sich schnell dazu, die Geschichte über den ikonischen Oger in einen Film zu verpacken und kaufte für 500.000 US-Dollar die Rechte an dem Kinderbuch – aber nicht vom ursprünglichen Autor William Steig, sondern von Steven Spielberg. Dieser hatte bereits 1991, also ein Jahr nach Erscheinen des Kinderbuchs, ein Auge darauf geworfen und die Rechte sicherheitshalber gekauft. Tatsächlich basiert die Geschichte von "Shrek – Der tollkühne Held" aber nur sehr lose auf der Buchvorlage. Dort ist der Protagonist unter anderem von Warzen übersäht, hat statt menschlichen Händen Klauen und verfügt über einen Feueratem.

Im November 1995 begann schließlich die offizielle Produktion und die lief nicht immer so gut, wie es das Endergebnis vermuten lassen könnte. Da wäre zum einen die Verpflichtung von Chris Farley als Synchronsprecher von Shrek. Der "Saturday Night Live"-Comedian war die perfekte Besetzung für Shrek, denn Farley war nicht nur immens beliebt, sondern erinnerte auch durch seine Statur ein wenig an die Filmfigur. Leider starb Farley 1997 tragischerweise an einer Überdosis und das zu einem Zeitpunkt, als fast alle Zeilen bereits im Kasten waren. DreamWorks musste anschließend improvisieren und engagierte Farleys langjährigen Freund Mike Myers, der allerdings auf einer kompletten Überarbeitung des Skripts bestand, was die Fertigstellung weiter verzögerte. Myers, für den "Shrek" der erste Animationsfilm war, experimentierte während der Synchron-Arbeit mit vielen verschiedenen Akzenten, war sich allerdings bis zuletzt unschlüssig. In letzter Minute entschied er sich dazu, seine Zeilen mit einem schottischen Akzent zu vertonen und gab dem Film damit eine persönliche Note, denn Myers' Mutter hatte ihm als Kind immer Geschichten mit schottischem Akzent vorgelesen.

Im Laufe des Jahres 1999 wurde die Synchronisation schließlich mit Mehrkosten von knapp 4 Millionen US-Dollar fertiggestellt, tatsächlich trafen sich aber die involvierten Schauspieler während der Produktion kein einziges Mal persönlich. John Lithgow, der im Original Lord Farquaad vertonte, war darüber laut eigener Aussage ein wenig enttäuscht, da es ihm leider nicht vergönnt war mit Eddie Murphy, Mike Myers oder Cameron Diaz direkt zusammenzuarbeiten. Neben den hochkarätigen Schauspielern gab es noch weitere Kandidaten, die eigentlich hätten engagiert werden sollen, sich später aber trotzdem für ein anderes Projekt entschieden, darunter Robin Williams, der ein Problem mit Katzenberg hatte und Alan Rickman, der sich statt für die Rolle des Lord Farquaad lieber für die des Severus Snape in "Harry Potter und der Stein der Weisen" entschied. 

Der letztendliche Erfolg des Films ist aber nicht nur den tollen Schauspielern zu verdanken, sondern auch den behandelten Themen: Beispielsweise die anfangs chaotische, aber dennoch aufopferungsvolle Freundschaft zwischen Esel und Shrek; jemanden aufgrund seines Charakters zu lieben, egal wie er aussieht; oder einfach sich selbst so zu akzeptieren, wie man ist. Diese Themen sind zwar wahrscheinlich so alt wie die Filmbranche selbst, aber so gut und harmonisch in ein Drehbuch verpackt, dass es sich einfach nicht platt und langweilig, sondern originell und glaubhaft anfühlt. Gepaart mit einer Geschichte für Alt und Jung ist "Shrek" heute wie damals vielleicht sogar beliebter beim älteren als beim jüngeren Publikum. Der Politikwissenschaftler und Soziologe Christian Smith bringt es ziemlich gut auf den Punkt, denn er argumentiert, dass "Shrek" eine perfekte Zuflucht vor der Realität biete und ein Film sei, der einfach durchweg amüsant und zufriedenstellend ist. Shrek zeige, dass man sein Leben zum Besseren verändern kann, wenn man sich der Welt öffnet und dadurch seine Verletzlichkeit preisgibt, was einen besonders bleibenden Eindruck bei der Generation Z hinterlasse. Da wollen wir der Wissenschaft gar nicht widersprechen - der Erfolg des Films spricht für sich. 


Einfluss auf die Popkultur 

Lasst uns nun den Einfluss des Films auf andere Filme und die Popkultur beleuchten. Zunächst einmal ist klar, dass "Shrek" sich selbst vieler Elemente aus der Popkultur der damaligen Zeit bediente, was ohne Frage einen großen Anteil daran hat, dass heute immer noch fast jeder "Shrek" kennt. Das liegt auch an der sehr langen Produktionszeit des Films, schließlich dauerte die Fertigstellung von 1995 bis 2001 stolze sechs Jahre, weswegen die Verantwortlichen allerlei Anspielungen auf weitere zeitgenössische Filme wie z.B. "Matrix" von 1999 einbauten. Auch Fiona, die in einer Szene mit kleinen Vögelchen versucht, wundervoll zu singen und dabei kläglich scheitert, erinnert stark an eine verkorkste Disney-Prinzessin. Generell strotzt der Film nur so vor Märchen-Anspielungen und -Parodien, schließlich ist die Geschichte selbst ein bissiger Kommentar auf typische Märchen. Das hat auch damit zu tun, dass Disney in den späten 1980er- und 1990er-Jahren seine Renaissance hatte, was die Veröffentlichung von Zeichentrickfilmen angeht. Darunter sind etwa "Aladdin", "Die Schöne und das Biest", "Der König der Löwen" oder "Arielle, die Meerjungfrau", die Disney durch ihre zeitlose Konzeption eine immense Popularität bescherten – und das bis zum heutigen Tag. Verantwortlich für diese Filme war ein von Disney-Chef Michael Eisner ausgewählter Filmproduzent, der die schwächelnde Animations-Sparte wiederbeleben sollte: Der spätere DreamWorks-Mitbegründer Jeffrey Katzenberg. Dieser grenzte sich von seinem ehemaligen Arbeitgeber nicht nur dadurch ab, dass er statt Zeichentrick auf die damals revolutionäre Computeranimation setzte, sondern eben auch dadurch, dass er thematisch die Märchen parodierte, die er vormals für Disney in Szene setzte. Letzteres zieht sich wie ein roter Faden durch die ganze Filmreihe, während die Computeranimation geradezu perfekt durchgeführt wurde und bis heute neben "Toy Story" aus dem Jahre 1995 als Paradebeispiel für diese Technik dient. 

Tatsächlich kehrte sich der Einfluss des ersten "Shrek"-Teils auf andere Filme später genau ins Gegenteil um, denn statt weiter die etablierten Märchen durch Parodien auf den Arm zu nehmen, inspirierte das "Shrek"-Franchise eine Welle von schlechten Nachahmern durch konkurrierende Studios. Was in der Zeit nämlich kaum reproduziert werden konnte, waren zum einen die Originalität der Story, das perfekt ausgeführte Animationshandwerk und das verdammt gut geschriebene Drehbuch. 

Das beste Beispiel für die immerwährende Beliebtheit von "Shrek" bei Generation Z wie bei auch bei Millenials ist die ständige Reproduktion von "Shrek"-Inhalten in Memes. Egal ob ein Trend bei TikTok, wo ein riesiger Shrek zu "Material Girl" tanzt, das verstörende wie bekannte Video zu "Shrek is Love, Shrek is Life" oder einfach aktuell angepasste Memes tragen neben vielen anderen Faktoren zur Unsterblichkeit des grünen Ogers bei. 

Der letzte und vielleicht auch einer der wichtigsten Faktoren ist der grandiose Soundtrack des ersten Films. Eine der bekanntesten Momente ist die Anfangsszene von Shrek in seinem Sumpf. Zu den Klängen von Smash Mouths Welthit "All Star" nimmt der Oger erst einmal eine Schlammdusche, die übrigens so extrem realistisch aussieht, weil die Produzenten selbst welche nahmen, um den Effekt von Schlamm auf der Haut möglichst realistisch nachbilden zu können. Man kann übrigens ganz gut die Henne-Ei-Diskussion bei diesem Song führen: Verlieh "Shrek" dem Lied eine neue Popularität oder sorgte das Lied mit dafür, dass "Shrek" so populär wurde? Zumindest war "All Star" ursprünglich nur als Platzhalter gedacht, bis man einen besseren Track findet. Der war dann bei einem Testpublikum aber tatsächlich so beliebt, dass DreamWorks sich dazu entschied, ihn als Eröffnungssong zu behalten. Nicht weniger kultig ist "I'm a Believer", ebenfalls von Smash Mouth, der am Ende bei Shrek und Fionas Hochzeit gespielt wird und in der Szene sogar von Eddie Murphy alias Esel gecovert wird. 

 

Ein weiteres Sequel

Zuletzt behandeln wir noch ein wichtiges Thema: Wie sieht es mit einem späten Sequel aus? Tatsächlich ganz gut, zumindest ist ein fünfter Film seit 2014 angekündigt. Um was genau es sich dabei handeln wird ist allerdings unklar. Man munkelt, dass es ein Reboot geben könnte, wobei wir diesbezüglich ein wenig Magenschmerzen haben, schließlich müsste dieser Film über alle Zweifel erhaben sein und das wird trotz der konstant hervorragenden Arbeit von DreamWorks eine kaum zu bewältigende Mammutaufgabe. Bislang gibt es ohnehin noch keinerlei Informationen: Viele rechneten mit einem Start in diesem Jahr, was aber mittlerweile natürlich nicht mehr realistisch ist. Wir beobachten die Lage auf jeden Fall weiter und halten euch wie immer auf dem Laufenden!

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