Kult-Thriller "Bad Lieutenant" soll zum Franchise werden
Ein japanischer Ableger befindet sich bereits in Produktion
Wenn es um Filme mit korrupte Cops geht, dann gehört der Thriller "Bad Lieutenant" mit Harvey Keitel zweifellos zur Speerspitze. 33 Jahre nach dessen Veröffentlichung plant man nun eine Neuauflage – und zwar in Form eines großen Franchise!
Bereits im Jahr 2021 kündigte der Independent-Filmproduzent Edward R. Pressman, der schon Hollywood-Größen wie Brian De Palma und Oliver Stone förderte, an, dass man "Bad Lieutenant"-Ableger aus aller Welt plane. So wurden bereits Deals für Neuauflagen in Großbritannien, Italien, Südkorea, Argentinien und sogar Deutschland geschlossen. Allerdings verstarb Pressman im Jahr 2023 und die Pläne wurden vorerst auf Eis gelegt.
Wie Deadline jetzt berichtet, führt sein Sohn Sam Pressman diese Idee indessen fort – und zwar mit einem ersten Ableger, der den Auftakt des Franchise bildet: "Bad Lieutenant: Tokyo". In Zusammenarbeit mit Oscar-Preisträger Jeremy Thomas und dem erfolgreichen Indie-Studio NEON wird das Projekt mit großem kreativem Anspruch umgesetzt.
Für die Regie konnte niemand Geringerer als Takashi Miike gewonnen werden. Der japanische Kultregisseur ist bekannt für seine kompromisslosen, stilistisch eigenwilligen Filme wie "Audition" und "13 Assassins". Die Hauptrolle übernimmt der japanische Star Shun Oguri, der bereits mehrfach mit Miike zusammengearbeitet hat und auch internationale Erfahrung mitbringt, etwa durch seinen Auftritt in "Godzilla vs. Kong". Unterstützt wird er von Lily James und Wrestling-Star Liv Morgan, die eine entführte Politikertochter spielt.
Inhaltlich bleibt die neue Version dem zentralen Thema treu: Ein moralisch bankrotter Polizist finanziert seine Spielsucht mit Schmiergeld, bis eine FBI-Agentin in Tokio auftaucht, um das Verschwinden der Tochter einer prominenten Familie zu untersuchen. Ein Yakuza-Killer scheint jede ihrer Bewegungen zu verfolgen – die Lage eskaliert. Die Dreharbeiten haben im Mai begonnen, eine Veröffentlichung ist voraussichtlich 2026 geplant. Welche weiteren internationalen Versionen noch folgen, bleibt abzuwarten – spannend wird vor allem, ob auch eine deutsche Adaption umgesetzt wird, wie ursprünglich angekündigt.
Korruption im Dienst: Warum Filme über korrupte Cops so faszinieren
Filme über korrupte Polizisten üben seit Jahrzehnten eine ungebrochene Faszination auf das Publikum aus. Sie zeigen nicht den klassischen Helden in Uniform, sondern zerrissene Charaktere, die zwischen Macht, Gier, Schuld und Verzweiflung taumeln. Dabei spiegeln sie nicht nur eine düstere Seite des Polizeiapparats, sondern werfen auch grundlegende Fragen über Moral, Verantwortung und das Vertrauen in staatliche Autoritäten auf.
Zwischen Gesetz und Gesetzlosigkeit
Der Reiz von Filmen mit korrupten Cops liegt vor allem in der Ambivalenz ihrer Figuren. Diese Charaktere verkörpern das Paradox: Sie sind Teil eines Systems, das Recht und Ordnung sichern soll – und brechen genau diese Regeln. Ob aus Eigeninteresse, Zynismus oder purer Verzweiflung: Ihre Handlungen machen sie zu spannenden, oft tragischen Figuren. Das Publikum wird so in einen moralischen Konflikt verwickelt, der weit über einfache Gut-und-Böse-Geschichten hinausgeht.
Ein Paradebeispiel ist "Training Day" (2001) von Antoine Fuqua. Denzel Washington spielt hier den charismatischen, aber skrupellosen Drogenfahnder Alonzo Harris, der seinen neuen Partner (Ethan Hawke) in die dunklen Seiten der Polizeiarbeit einführt. Washingtons Oscar-prämierte Darstellung zeigt einen Mann, der längst aufgehört hat, zwischen richtig und falsch zu unterscheiden – und der die Macht des Abzeichens für persönliche Zwecke missbraucht. Training Day wirkt wie ein düsteres Spiegelbild eines Polizeisystems, in dem Recht und Gerechtigkeit nicht immer dasselbe sind.
Klassiker des Genres
Einer der einflussreichsten Filme über einen korrupten Cop ist "Serpico" (1973) mit Al Pacino in der Hauptrolle. Basierend auf wahren Begebenheiten erzählt der Film die Geschichte des ehrlichen New Yorker Polizisten Frank Serpico, der sich gegen ein tief verrottetes System aus Schweigen, Bestechung und Gewalt stemmt. Im Gegensatz zu den meisten Filmen des Genres ist Serpico kein korrupter Cop, sondern der moralische Gegenentwurf – seine Geschichte zeigt aber gerade durch seinen Widerstand, wie allgegenwärtig und gefährlich Korruption innerhalb der Polizei sein kann.
Auch "L.A. Confidential" (1997) widmet sich intensiv diesem Thema. In dem vielfach ausgezeichneten Neo-Noir-Drama geraten mehrere Polizisten in ein Netz aus Intrigen, Gewalt und Machtmissbrauch im Los Angeles der 1950er Jahre. Der Film kombiniert klassische Noir-Elemente mit einer differenzierten Darstellung von Charakteren, die zwischen Karriereambitionen, Korruption und Gewissensbissen schwanken. Gerade diese Vielschichtigkeit macht Filme über korrupte Cops so wirkungsvoll – sie zeigen, wie leicht der Grat zwischen Pflicht und Verbrechen überschritten werden kann.
Radikal und unbequem
Ein weiterer Meilenstein des Genres ist "Bad Lieutenant" (1992) von Abel Ferrara. Harvey Keitel spielt einen vollkommen zerrütteten Polizisten, der drogenabhängig, sexsüchtig und zutiefst korrupt ist – aber dennoch auf eine bizarre Weise Erlösung sucht. Der Film ist radikal in seiner Darstellung von moralischem Verfall, verstörend ehrlich und nichts für schwache Nerven. Mit dem Remake "Bad Lieutenant – Cop ohne Gewissen" (2009) von Werner Herzog, in dem Nicolas Cage die Hauptrolle übernimmt, wurde die Thematik auf eine andere Weise aufgegriffen: surrealer, aber ebenso kompromisslos.
Warum diese Filme wichtig sind
Filme über korrupte Polizisten sind nicht nur spannendes Kino, sie sind auch gesellschaftlich relevant. Sie bringen Themen auf die Leinwand, die oft unterdrückt oder beschönigt werden: Machtmissbrauch, institutionelle Gewalt, Rassismus, und systemische Schwächen im Rechtssystem. In Zeiten von Polizeigewalt und wachsender öffentlicher Kritik an Strafverfolgungsbehörden – etwa durch die Black Lives Matter-Bewegung in den USA – gewinnen diese Filme eine neue, politische Brisanz.
Gerade deshalb haben sie auch außerhalb von Hollywood eine große Bedeutung. Der französische Thriller "Polisse" (2011) oder der deutsche Film "Tatort: Im Schmerz geboren" (2014) zeigen, dass das Thema auch in anderen Ländern aufgegriffen wird. Ob durch realistische Dramen oder stilisierte Genre-Werke – die Botschaft bleibt: Wo Macht ohne Kontrolle existiert, ist Missbrauch nie weit entfernt. 2019 erschien der französische Film "Die Wütenden", der ebenfalls beim Publikum auf positive Resonanz stieß.
Fazit
Filme über korrupte Cops konfrontieren uns mit den Abgründen eines Berufsstandes, dem viele Menschen blind vertrauen (müssen). Sie sind unbequem, oft düster, aber auch notwendig. Denn sie fordern das Publikum dazu auf, moralische Fragen zu stellen – über Schuld, Verantwortung und das Wesen der Gerechtigkeit. Und sie zeigen: Der schlimmste Feind des Gesetzes ist manchmal der, der es eigentlich schützen soll.
