Ben Stiller dreht Kriegsfilm "The Lost Airman" für Amazon
Jake Gyllenhaal könnte die Hauptrolle spielen
Nach seinem letzten Kinofilm "Zoolander 2" im Jahr 2015 wurde es still um Ben Stiller als Schauspieler und Regisseur. Zwar konnte er mit der Apple-Serie "Severance" Kritiker und Fans überzeugen, doch ein Film-Comeback blieb aus. Das soll sich jetzt ändern: Wie World of Reel berichtet, soll Stiller den Kriegsfilm "The Lost Airman" für Amazon drehen.
"The Lost Airman" erzählt die wahre Geschichte des amerikanischen B-24-Schützen Arthur Meyerowitz, der 1943 über Frankreich abgeschossen wurde. Mit viel Einfallsreichtum und Mut gelang es ihm immer wieder, den Nazis zu entkommen – zeitweise täuschte er sogar vor, taubstumm zu sein. Nach einem halben Jahr voller Verstecke, falscher Identitäten und waghalsiger Fluchtversuche konnte er schließlich aus dem besetzten Frankreich entkommen. Unterstützt wurde er dabei von Mitgliedern der Résistance, unter anderem von Marcel Talliander, Gründer der berühmten Widerstandsgruppe Morhange.
Das Projekt hat eine lange Vorgeschichte: Ursprünglich war Jake Gyllenhaal für die Regie vorgesehen, der das Thema seit Jahren als Herzensprojekt verfolgt. Er bleibt nun als Produzent an Bord – und könnte sogar die Hauptrolle übernehmen. Ob der Film ins Kino kommt oder doch direkt über Prime Video veröffentlicht wird, bleibt abzuwarten. Ein Startdatum steht ebenfalls aus.
Ben Stiller als Regisseur: Von der Komödie zum Serienphänomen
Die meisten Kinogänger kennen Ben Stiller als Schauspieler in Komödien wie "Meine Braut, ihr Vater und ich", "Nachts im Museum" oder "Verrückt nach Mary". Doch Stiller ist nicht nur vor der Kamera erfolgreich – seit den 1990er-Jahren hat er sich auch als Regisseur einen Namen gemacht. Sein Weg führte ihn dabei von satirischen Komödien bis hin zu hochgelobten Dramaserien. Ein Überblick über seine bekanntesten Projekte zeigt, wie vielseitig Stiller hinter der Kamera agiert.
Voll das Leben (1994): Ein Generation-X-Porträt
Stiller gab sein Spielfilmdebüt als Regisseur 1994 mit "Reality Bites". Der Film erzählt die Geschichte einer Clique junger Erwachsener, die nach dem College Orientierung suchen. Winona Ryder und Ethan Hawke spielen die Hauptrollen, während Stiller selbst ebenfalls eine Nebenrolle übernahm.
Die Mischung aus Humor, Romantik und Gesellschaftskritik traf den Nerv der Zeit. Obwohl "Reality Bites" an den Kinokassen nur mäßig erfolgreich war, entwickelte er sich später zum Kultfilm, der die Sehnsüchte und Unsicherheiten der sogenannten "Generation X" einfing. Für Stiller markierte das Werk den Beginn einer Karriere, in der er immer wieder das Lebensgefühl seiner Zeit in satirischen Formen einfing.
The Cable Guy (1996): Dunkle Komödie mit Jim Carrey
Nur zwei Jahre später inszenierte Stiller "The Cable Guy". Mit Jim Carrey in der Hauptrolle wagte er sich an eine deutlich düstere Komödie. Carrey spielt einen vereinsamten Fernsehtechniker, der sich obsessiv an einen Kunden klammert – eine groteske Mischung aus Komik und Bedrohung.
Der Film war seiner Zeit voraus: Während viele Zuschauer einen leichten Carrey-Slapstick erwartet hatten, lieferte Stiller eine schwarze Satire über Freundschaft, Isolation und Medienkonsum. Kritiken und Publikum reagierten damals zwiespältig, doch im Rückblick gilt "The Cable Guy" als mutiger Versuch, die Grenzen des Mainstreams zu verschieben.
Zoolander (2001): Kultstatus in der Modewelt
Mit "Zoolander" kehrte Stiller 2001 zu einer zugänglicheren Form der Komödie zurück – allerdings nicht ohne satirischen Biss. Als Regisseur, Drehbuchautor und Hauptdarsteller schuf er die Figur des einfältigen Supermodels Derek Zoolander.
Die absurde Handlung, in der ein Modezar den naiven Zoolander für ein Attentat manipulieren will, bot reichlich Gelegenheit für scharfzüngige Seitenhiebe auf Oberflächlichkeit und Größenwahn der Modebranche. Zoolander war ein Überraschungserfolg und entwickelte sich schnell zu einem Kultfilm, der bis heute unzählige Zitate und Memes inspiriert. 2015 folgte dann die Fortsetzung "Zoolander 2", die Fans des Vorgängers aber nicht überzeugen konnte.

Tropic Thunder (2008): Hollywood nimmt sich selbst aufs Korn
Mit "Tropic Thunder" erreichte Stiller 2008 einen Höhepunkt seiner Regiekarriere. Der Film erzählt von einer Gruppe Schauspieler, die glauben, einen Kriegsfilm zu drehen – und sich unbemerkt in einem echten Konflikt wiederfinden. Die starbesetzte Komödie (u. a. mit Robert Downey Jr., Jack Black und Stiller selbst) ist nicht nur Action-Spektakel, sondern vor allem eine beißende Satire auf Hollywoods Egomanie, method acting und Blockbuster-Mechanismen. Der Film war sowohl kommerziell erfolgreich als auch von Kritikern gefeiert. Besonders Downey Jr.s umstrittene, aber Oscar-nominierte Rolle zeigt, wie weit Stiller bereit war zu gehen, um die Filmindustrie humorvoll bloßzustellen.
Das erstaunliche Leben des Walter Mitty (2013): Ein poetisches Abenteuer
Nach mehreren reinen Komödien überraschte Stiller 2013 mit einem ernsteren Ton. In "Das erstaunliche Leben des Walter Mitty" verfilmte er die klassische Kurzgeschichte von James Thurber neu. Er verkörperte die Hauptfigur Walter selbst – einen introvertierten Fotoredakteur, der durch Tagträume in fantastische Abenteuerwelten flüchtet, bis er sich schließlich auf eine echte Reise wagt. Stiller inszenierte den Film mit aufwendigen Bildern, die von Island bis zum Himalaya reichten, und setzte auf emotionale Tiefe statt schnellen Slapstick. Kritiker lobten die visuelle Kraft und den Mut zur Sentimentalität, auch wenn nicht jeder den Tonwechsel nachvollziehen konnte. Für Stiller markierte der Film einen Schritt hin zu ambitionierteren Projekten.
Escape at Dannemora (2018): Regiedurchbruch im Fernsehen
Einen neuen künstlerischen Höhepunkt erreichte Stiller mit der Miniserie Escape at Dannemora, die auf wahren Ereignissen basiert. Erzählt wird der Ausbruch zweier Häftlinge aus einem Gefängnis im Bundesstaat New York und ihre Beziehung zu einer Gefängnisangestellten, gespielt von Patricia Arquette.
Stiller führte bei allen Episoden Regie und inszenierte mit nüchterner Spannung, viel psychologischem Feingefühl und realistischer Härte. Die Serie erhielt mehrere Emmy-Nominierungen und machte klar, dass Stiller auch außerhalb des Komödienfachs ein ernstzunehmender Regisseur ist.
Severance (2022–): Serielles Meisterwerk auf Apple TV+
Seit 2022 prägt Stiller die vielfach ausgezeichnete Serie "Severance" als Regisseur und Produzent. Die düstere Mystery-Show erzählt von Angestellten, deren Erinnerungen zwischen Arbeits- und Privatleben künstlich getrennt werden.
Stiller inszenierte die Pilotfolge sowie weitere Schlüssel-Episoden und legte damit die visuelle und erzählerische Handschrift der Serie fest: sterile Bürowelten, klaustrophobische Gänge und eine Atmosphäre zwischen Büro-Satire und existentiellem Thriller. "Severance" wurde von Kritikern als eine der besten Serien der letzten Jahre gefeiert und zeigt, dass Stiller inzwischen zu den wichtigsten Regisseuren im Fernsehen zählt.
Fazit: Vom Spaßmacher zum ernsthaften Erzähler
Die Regiearbeit von Ben Stiller ist bemerkenswert vielfältig. Von den ironischen Generationenporträts in "Reality Bites" über die Mode-Satire "Zoolander" bis zu den großen Hollywood-Parodien in "Tropic Thunder! hat er immer wieder bewiesen, dass er Komödien neu denken kann. Später zeigte er mit "Walter Mitty", "Escape at Dannemora" und "Severance", dass er auch ernsthafte Stoffe mit Tiefe und visuellem Anspruch beherrscht.
Stiller ist damit einer der wenigen Hollywoodstars, die erfolgreich die Balance zwischen Comedy und Drama, zwischen Kino und Fernsehen halten. Seine bekanntesten Projekte zeigen, wie sehr er es versteht, gesellschaftliche Trends und menschliche Abgründe zugleich humorvoll und ernsthaft zu beleuchten – eine Kombination, die sein Werk als Regisseur einzigartig macht.
