Jim Caviezel ist raus! Neuer Jesus für Die Passion Christi 2

Die Handlung soll unter anderem in der Hölle spielen!

Von Jonas Reichel am 4 min Lesezeit

Lange Zeit galt es als sicher: Jim Caviezel würde in Mel Gibsons geplanter Fortsetzung "Die Passion Christi 2" natürlich erneut in die Rolle von Jesus Christus schlüpfen. Doch nun die Überraschung – der Schauspieler ist laut TheWrap nicht mehr Teil des Projekts.

Über die genauen Gründe für Caviezels Ausstieg wird offiziell geschwiegen. Branchenkreise vermuten jedoch, dass finanzielle und technische Faktoren eine entscheidende Rolle spielten. Der 57-jährige Darsteller hätte mithilfe aufwendiger digitaler Effekte deutlich verjüngt werden müssen, um Jesus im Alter von 33 Jahren glaubwürdig darzustellen. Offenbar wollte man diesen Kostenfall vermeiden. Mit einer Neubesetzung spart das Team nicht nur Geld, sondern auch Zeit in der Postproduktion.

Auch Monica Bellucci, die im ersten Teil Maria Magdalena verkörperte, ist nicht mehr dabei. Doch keine Sorge, für Ersatz wurde bereits gesorgt: Wie das Branchenmagazin Variety berichtet, wird Jaakko Ohtonen Caviezel als Jesus beerben. In die Rolle der Maria Magdalena schlüpft hingegen Mariela Garriga, bekannt aus "Mission: Impossible: Dead Reckoning".

Inhaltlich wird sich die Fortsetzung mit der Auferstehung Jesu Christi befassen und soll laut Gibson "sehr ehrgeizig" sein. Die Handlung wird von dem Fall der Engel bis zum Tod des letzten Apostels reichen und soll auch einen Stopp in der Hölle machen. Er möchte die Geschichte auf eine Art und Weise erzählen, die nicht kitschig oder zu offensichtlich ist. Ein Kinostart ist derzeit für 2027 geplant.

Die Kontroverse um Die Passion Christi: Kunst, Glaube und Provokation

Als Mel Gibsons Film "Die Passion Christi" im Jahr 2004 in die Kinos kam, löste er weltweit eine der größten kulturreligiösen Debatten der jüngeren Filmgeschichte aus. Kaum ein anderer religiöser Film hat so viele Emotionen, Diskussionen und Proteste hervorgerufen. Zwischen künstlerischem Anspruch, spiritueller Wirkung und ethischen Bedenken bewegt sich bis heute eine Auseinandersetzung, die weit über das Kino hinausreicht.

Ein Film wie ein Schock

"Die Passion Christi" schildert die letzten zwölf Stunden im Leben Jesu von Nazareth – von seiner Gefangennahme im Garten Gethsemane bis zu seiner Kreuzigung. Gibson drehte den Film in Aramäisch, Hebräisch und Latein, um Authentizität zu erzeugen, und verzichtete bewusst auf Untertitel in frühen Aufführungen. Doch das, was viele Zuschauer am meisten traf, war nicht die Sprachwahl, sondern die kompromisslose Darstellung des Leidens Christi. Die Gewaltszenen sind extrem detailliert und langgezogen; der Film konfrontiert das Publikum mit Blut, Schmerz und Grausamkeit in einer bis dahin kaum gesehenen Intensität.

Diese Entscheidung führte zu massiver Kritik. Viele sahen darin eine Form der religiösen Überwältigung oder gar Sadismus. Andere lobten den Film als das erste Werk, das die Passion in ihrer vollen existenziellen Tiefe erfahrbar mache. Das Publikum war gespalten: Für die einen war der Film ein Akt der Frömmigkeit, für die anderen eine Provokation oder gar ein Missbrauch religiöser Emotionen.

Antisemitismus-Vorwürfe

Die schwerwiegendste Kontroverse entzündete sich an der Frage, ob der Film antisemitische Züge trägt. Kritiker, darunter Vertreter jüdischer Organisationen und Theologen, warfen Gibson vor, die Juden als kollektive Verantwortliche für den Tod Jesu darzustellen. Einzelne Szenen – etwa die Darstellung des Hohenpriesters Kaiphas oder die Rufe der Menge nach der Kreuzigung – erinnerten viele an jahrhundertealte christliche Klischees, die zur historischen Verfolgung von Juden beigetragen haben.

Gibson wies die Vorwürfe zurück und betonte, er wolle sich streng an die Evangelien halten. Doch gerade diese Begründung wurde wiederum kritisiert, da die Evangelien selbst in einem historischen Kontext entstanden sind, in dem antijüdische Ressentiments verbreitet waren. Die Debatte weitete sich so zu einer Grundsatzfrage über den Umgang mit biblischen Quellen, Kunstfreiheit und religiöser Verantwortung aus.

Kunst, Glaube und Verantwortung

Ein zentrales Spannungsfeld der Kontroverse liegt zwischen künstlerischer Freiheit und ethischer Verantwortung. Mel Gibson verstand "Die Passion Christi" als persönliches Glaubensbekenntnis und als Versuch, das Leiden Christi in seiner existenziellen Dimension zu vermitteln. Er sagte selbst, der Film solle die Zuschauer "zum Glauben führen". Doch gerade diese missionarische Dimension irritierte viele.

Für manche Christen wurde der Film zu einer spirituellen Erfahrung, die sie emotional tief berührte. Andere empfanden die Inszenierung als manipulative Überwältigung, die weniger zur Reflexion als zur Erschütterung diene. Auch Filmwissenschaftler diskutierten, ob der Film überhaupt als klassische Erzählung funktioniert oder eher als rituelles Spektakel, das Gefühle und Leidensidentifikation erzeugen soll.

Nachwirkungen und Neubewertung

Mit über 600 Millionen Dollar Einspielergebnis wurde "Die Passion Christi" trotz – oder gerade wegen – der Kontroversen zu einem der erfolgreichsten nicht-englischsprachigen Filme aller Zeiten. Die Debatten um Gewalt, Theologie und Antisemitismus begleiteten ihn jedoch über Jahre hinweg. In theologischen Seminaren, Filmhochschulen und Medienforen wird der Film bis heute als Lehrbeispiel für den Umgang mit religiösen Symbolen in der Popkultur diskutiert.

In den letzten Jahren hat sich die Bewertung etwas differenziert. Manche Kritiker sehen in Gibsons Werk eine radikale Form religiöser Kunst, die sich nicht an Hollywood-Konventionen orientiert, sondern das Leiden als zentrales Mysterium des Christentums in den Mittelpunkt rückt. Andere halten ihn weiterhin für problematisch, da er ein gewalttätiges, einseitiges und historisch fragwürdiges Bild vermittelt.

Fazit

"Die Passion Christi" bleibt ein filmisches Paradox: zugleich spirituelles Erlebnis und ästhetische Zumutung, Ausdruck tiefen Glaubens und Quelle ernster ethischer Fragen. Die Kontroverse um den Film zeigt, wie eng Kunst, Religion und Gesellschaft miteinander verflochten sind – und wie leicht ein Werk, das das Heiligste darstellen will, zugleich das Heftigste auslösen kann: Streit über Wahrheit, Verantwortung und den Preis der Glaubensdarstellung im modernen Kino.

Bild zu DIE PASSION CHRISTI Trailer German Deutsch (2004)