Harte Zeiten für Disney: Die Wut der Fans erklärt
Warum der Megakonzern in der Krise steckt
Kaum ein Name in der Geschichte Hollywoods ist so bekannt wie der Name Walt Disney. Seit 100 Jahren verzaubert das Unternehmen mit seinen fantasievollen Geschichten zahllose Herzen von Groß und Klein. Doch zum großen Jubiläum scheint der Konzern in der Krise zu stecken: Die Kosten explodieren, zahlreiche Filme und Serien bleiben hinter den Erwartungen zurück und ein Shitstorm folgt auf den nächsten. Viele Fragen sich: Was ist eigentlich los mit Disney?
Führungschaos bei Disney
Die letzten Jahre waren für das Mega-Unternehmen mehr als chaotisch. Springen wir kurz zurück nach 2019. Noch läuft es ganz ordentlich für den Konzern: CEO Bob Iger leitet das Unternehmen seit 14 Jahren. Unter seiner Führung hat sich Disney riesige Marken wie Pixar, Marvel Studios, Lucasfilm und 21st Century Fox einverleibt. Iger steigt in großem Stil in den Streaming-Markt ein und Disney+ wird mit geringen Abo-Kosten und dem großen Angebot an Disney-Klassikern zunächst ein großer Erfolg.
Doch von hier aus geht es steil bergab: Bob Iger zieht sich als Chef zurück und ernennt seine langjährige zweite Hand Bob Chapek zum neuen CEO von Disney – eine Entscheidung, die er im Nachhinein als den größten Fehler seiner Karriere bezeichnen wird. Im Gegensatz zu Iger hat Chapek kein Händchen für die Filmwelt: Wo sein Vorgänger ein Showman ist, der irgendwie mit jedem kann, ist Chapek ein typischer Geschäftsmann, der mehr an Zahlen als an Menschen interessiert ist.
In den kommenden 3 Jahren verscherzte er es sich im Grunde mit allen Größen der Branche und ignoriert viele Ratschläge seiner Mitarbeiter. Allerdings hat er auch mit erschwerten Bedingungen zu kämpfen: Nicht nur muss er Disney durch die Corona-Zeit führen. Auch sein ehemaliger Chef Bob Iger, der immer noch einiges bei Disney zu melden hat, sabotiert ihn hinter den Kulissen fortlaufend und macht jede seiner Entscheidungen vor anderen schlecht.
Es folgten diverse kleinere und größere Skandale. Zum Beispiel verklagte Schauspielerin Scarlett Johansson ihren Arbeitgeber Disney, weil ihr Film "Black Widow" entgegen aller Abmachungen gleichzeitig im Kino und auf Disney+ veröffentlicht wurde. Chapek ließ daraufhin ein Statement verbreiten, in dem der Schauspielerin Geldgier und Egoismus zu Zeiten von Corona unterstellt wurde – ein Move, dem ihm viele Übel nahmen.
Content, Content, Content!
Chapek steckte zunächst viel Geld in die Content-Produktion, um die Abo-Zahlen von Disney+ zu erhöhen – die Kosten stiegen und stiegen. Gleichzeitig ging es laut vielen Kritikern mit der Qualität bergab. Der Grund: Mehr Geld zaubert nicht automatisch mehr kreative Ressourcen herbei. Die vorhandene Menge an Filmschaffenden wurde stark überreizt – unmögliche Deadlines, mangelnde Qualitätskontrolle und schwierige Arbeitsbedingungen waren die Folge. Das führte hinter den Kulissen unter anderem zum Aufstand der Effekt-Künstler bei Marvel, die erstmals eine Gewerkschaft gründeten.
Und die Zuschauer waren zunehmend unzufrieden mit den Filmen und Serien, die unter diesen Bedingungen entstanden sind. Viele Experten sind sich einig, dass die Marken Pixar, Star Wars und Marvel dadurch beschädigt wurden. Wenig überraschend teilt Bob Iger diese Kritik und verkündete vor kurzem: Er habe immer geglaubt, dass Quantität der Qualität schaden könne. Exakt das sei passiert und Disney habe seinen Fokus verloren.
Ein Flop folgt auf den nächsten
Aber hat sich dieser Kurs denn wenigstens für Disneys Streamingdienste gelohnt? Bis Ende 2023 wollte man für Disney+ mindestens 215 Millionen Abonnenten erreichen – tatsächlich sind es nur 150 Millionen geworden. Das sind sogar 14 Millionen Abonnenten weniger als ein Jahr zuvor. Auf ein Jahr hochgerechnet sorgt der Unterschied von Wunsch und Realität übrigens für etwa 7 Milliarden Dollar weniger Einnahmen als erhofft. In den letzten 4 Jahren machte Disneys Streaming-Angebot mehr als 10 Milliarden Dollar Verlust.
Tatsächlich steht Disney vor finanziellen Problemen: Der allgemeine Erfolg der Streaming-Dienste, die der Konzern selbst mit befeuert hat, hat gleichzeitig das Sterben des linearen Fernsehens beschleunigt – einst eine riesige Einnahmequelle für das Unternehmen, das ebenfalls den TV-Sender ABC und das Sportnetzwerk ESPN besitzt. Disneys Aktienwert hat sich in den letzten 3 Jahren halbiert.
Zudem floppten in letzter Zeit reihenweise Filme: "Arielle", "Indiana Jones 5" und "Geistervilla" blieben 2023 alle hinter den Erwartungen zurück. Selbst Disneys Hit-Garant Pixar hatte es mit "Elemental" zunächst schwer und entwickelte sich erst im Laufe der Zeit zu einem Erfolg. "The Marvels" war der schwächste Start eines Marvel-Films überhaupt und auch der Animationsfilm "Wish" ist im Dezember alles andere als stark gestartet.
Wichtig dabei zu erwähnen: Es ist keineswegs so, dass es unbedingt an Kinobesuchern mangelt. Disney-Filme werden nach wie vor von vielen Menschen gesehen. Allerdings sind die Produktionen deutlich teurer als früher: Sowohl "Arielle" als auch Indy haben in der Produktion um die 300 Millionen Dollar gekostet – plus Marketing, was das Budget gut und gerne nochmal verdoppelt. Im Kino haben sie 570 Millionen bzw. 380 Millionen eingespielt – eigentlich eine ordentliche Summe, doch bei diesen Kosten nicht gut genug.
Zumindest als Chef musste Chapek die Flops nicht mehr erleben: Bereits Ende 2022 wurde die Reißleine gezogen und Chapek gefeuert. Sein Vorgänger wurde sein Nachfolger: Bob Iger kehrte als neuer alter CEO aus dem Ruhestand zurück. Da er es ja angeblich ohnehin immer besser wusste, sollte er den Konzern nun wieder zum Erfolg zu führen.
Das soll anders werden
Doch wie genau will Iger das anstellen? Erster Schritt: ein harter Sparkurs. Über 8.000 Mitarbeiter wurden entlassen und die Disney+ Abo-Preise massiv angehoben. Zudem überlegt man, den TV Sender ABC zu verkaufen und sich finanzielle Partner für das Sport-Imperium ESPN dazu zu holen. Zeitweise gab es Gerüchte, dass Apple die komplette TV-Sparte von Disney aufkaufen könnte oder sogar der gesamte Konzern veräußert würde – ein radikaler Schritt, der eher unwahrscheinlich erscheint. Trotzdem sind solche gewaltigen Umwälzungen kein Ding der Unmöglichkeit: Aktuell sondieren zum Beispiel die großen Filmverleiher Warner Bros. und Paramount eine Fusion zu einem neuen Megakonzern – eine Aktion, die Konkurrent Disney zusätzlich unter Druck setzen würde.
Auch in Sachen Produktion verfolgt Bob Iger einen neuen Ansatz: Weniger Filme machen und dafür auf hohe Qualität setzen. Im kommenden Geschäftsjahr will Disney 25 Milliarden Dollar für seine Produktionen ausgeben – das sind 2 Milliarden weniger als im Jahr zuvor.
Im letzten Quartal begann sich die finanzielle Lage von Disney langsam zu verbessern: Die Streamingdienste machten laut CNBC nur noch 387 Millionen Dollar Verlust, ein Jahr zuvor waren es knapp 1,5 Milliarden.
Werden Disney Filme immer schlechter?
Pandemie, interne Streitigkeiten, Arbeitsbedingungen: All diese Probleme wären dem Zuschauer vermutlich egal, solange weiterhin tolle Filme und Serien produziert werden. Aber sowohl die Einspielergebnisse als auch die Kommentarspalten vermitteln den Eindruck, dass Disney das Publikum nicht mehr so überzeugen kann wie früher. Aber woran liegt das? Werfen wir einmal gemeinsam einen Blick auf die großen Filme der letzten Jahre und was sich verändert hat!
Macht Disney nur noch Remakes und Fortsetzungen?
Vorwurf Nummer Eins:
"Disney macht nur noch Remakes und Fortsetzungen! Es gibt kaum noch originelle Geschichten!"
Ist die Flut an Neuauflagen tatsächlich so groß, wie es scheint? Ignorieren wir an dieser Stelle kurz die Franchise-Universen Star Wars und MCU und konzentrieren uns auf die Filme der klassischen Disney Studios: Seit 2010 kamen 28 Filme auf die große Leinwand – darunter 19 Remakes oder Fortsetzungen und lediglich 9 frische Geschichten. Zum Vergleich: In der gleichen Zeitspanne von 1997 bis 2009 gab es gerade einmal 2 Fortsetzungen und 14 originale Filme.
Wohlgemerkt sprechen wir hier nur über Kinofilme. Schon seit den 90ern produziert Disney Fortsetzungen und Prequels zu seinen bekannten Filmen, seien es "Peter Pan", "Arielle" oder "Der König der Löwen" – zwischen 1997 und 2010 waren das über 28 weitere Filme!
Allerdings bekamen diese kleinen Produktionen nicht so viel Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit wie ihre Kinovorbilder und wurden auch deutlich günstiger produziert. Das sieht heutzutage anders aus: Egal ob Kino-Release oder Erstveröffentlichung auf Disney+ – überall begegnen uns die Fortführungen von alten Geschichten, ob wir wollen oder nicht. Ein riesiges Angebot an Content, das teuer beworben wird – und dementsprechend auch heiß diskutiert. Vor allem, wenn die Zuschauer nicht zufrieden sind.
Wieviel Politik gehört in Kindergeschichten?
Vorwurf Nummer Zwei:
"Disney ist zu woke! Politische Botschaften sind ihnen wichtiger als glaubwürdige Geschichten!"
Sicherlich einer der größten Vorwürfe gegenüber modernen Disney-Filmen. Dabei geht es vor allem um die Art und Weise, wie Figuren geschrieben und besetzt werden.
Beispiel "Arielle, die Meerjungfrau": In dem Zeichentrick-Film von 1989 wird sie mit weißer Haut und roten Haaren dargestellt, in dem Live-Action Remake von 2023 wird sie von der Afroamerikanerin Halle Bailey verkörpert. Die Streitpunkte konzentrieren sich vor allem auf 3 Punkte:
Zum einen geht es um vermeintlichen Realismus: Meerjungfrauen könnten nicht schwarz sein. Es ergäbe keinen Sinn, dass ihr Vater vom hellhäutigen Spanier Javier Bardem gespielt wird und so weiter und so fort. Natürlich kann man sich je nach Film darüber streiten, wie sehr solche Punkte in fiktiven Fantasy-Geschichten wichtig sind. Aber offensichtlich reißt es viele Zuschauer aus der Geschichte heraus, wenn bekannte Settings verändert werden – vor allem, wenn sie auf historischen Wurzeln basieren, im Fall von Arielle etwa auf europäischen Geschichten.
Zum anderen bricht die Darstellung mit dem, was die Zuschauer von den alten Filmen kennen: Wieso hat Arielle plötzlich eine andere Hautfarbe? Viele nehmen diese markante Änderung, die innerhalb der Story keine Begründung findet, als politischen Einfluss von außen wahr: Geliebte Figuren werden oberflächlich verändert, um eine diverse Besetzung zu ermöglichen. Dabei gehe es gar nicht nur um das Verändern von weißen Figuren: Zum Beispiel wäre die Entrüstung ebenso groß, wenn Mulan plötzlich von einer weißen Darstellerin gespielt würde.
Fun Fact am Rande: Ähnliche Diskussionen gab es bereits beim ersten Zeichentrickfilm, als Disney der Meerjungfrau knallrote Haare verpasste. Auch das war damals ein Bruch mit dem, was die Märchenvorlage hergab – aber ohne Internet war der Shitstorm natürlich bedeutend kleiner.
Viele Fragen sich: Wenn man moderne Geschichten mit einem diversen Cast erzählen will, weshalb erzählt man dann keine neuen Geschichten, anstatt die beliebten alten Geschichten zu verändern? Das ist zwar kein Erfolgsgarant – siehe Flops wie "Wish" oder "Strange World", aber angesichts solcher Erfolge wie "Encanto" offensichtlich auch kein Hindernis.
Disney hat in seiner langen Historie alle möglichen Kulturkreise abgedeckt und damit immer wieder Erfolge gefeiert – sowohl mit europäischen Settings wie "Die Schöne und das Biest" oder "Die Eiskönigin" als auch mit Geschichten wie "Mulan" oder "Vaiana". Es ist also keineswegs so, als würde das Publikum automatisch Filme abstrafen, die nicht "weiß" genug seien. Wer jedem Kritiker Rassismus unterstellt, macht es sich also zu einfach.
Das Dilemma: Das gleiche - aber anders!
Disney wird anscheinend zwischen zwei Zielen zerrissen: Auf der einen Seite setzen sie auf geringes Risiko, indem sie alte Hits wiederholen. Der Gedanke dahinter: Wer den Vorgänger schon kennt, wird eher ins Kino gehen, um sich auch die Neuauflage anzuschauen. Und gerade bei Remakes werden sowohl nostalgische Erwachsene als auch ihre Kinder gleichermaßen angesprochen. Neuartige technische Möglichkeiten bieten dabei die ideale Begründung für den Konzern, die alten Geschichten in neuem Gewand zu präsentieren.
Gleichzeitig will man sich aber auch an aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen und Erwartungen anpassen. Das Problem dabei: Wenn z.B. Filme früher viele Klischees bedienten, die inzwischen veraltet sind – wie will man dann die gleichen Storys erzählen, ohne diese Darstellungen einfach zu wiederholen?
Disneys Antwort war bisher der Versuch, die Geschichten entsprechend abzuändern: Hautfarben werden gewechselt und Figuren großzügig umgeschrieben. Aber egal wie gut, schlecht oder glaubwürdig der fertige Film für sich genommen sein mag: Der Zuschauer bekommt einen anderen Film, als er erwartet hat. Der jüngste Shitstorm betraf etwa das Remake von "Schneewittchen": Eine Figur, bekanntermaßen mit Haut so weiß wie Schnee, wird mit einer Latina besetzt. Und die sieben Zwerge, die sogar Teil des Märchentitels sind, sollten durch magische Wesen aller Formen und Größen ersetzt werden. Diese krassen Änderungen sorgten für so viel Spott und Empörung, dass Disney zumindest in Sachen Zwerge zurück ruderte: Der Film wurde verschoben und Schneewittchens Begleiter werden wieder zu Zwergen – allerdings CGI-animiert.
Ärger nur bei den Erwachsenen?
Klassischerweise richten sich die animierten Disneyfilme an die ganze Familie. Kindern dürfte es dabei ziemlich egal sein, ob es vor 34 Jahren auch eine weiße Arielle gab. Ohnehin gibt es alle möglichen Figuren in allen möglichen Varianten als Film, Serie oder Spielzeug – der Freude tut es selten Abbruch, solange die Geschichte an sich unterhaltsam ist.
Selbstverständlich nützt es Disney herzlich wenig, wenn nur Kinder die Filme sehen wollen – dafür sind die Kosten heutzutage einfach zu groß und das angestrebte Zielpublikum zu breit – siehe das Thema Remakes und Fortsetzungen. Disney ist auf das Geld der Erwachsenen angewiesen. Und gerade ehemalige Disney-Kinder stellen andere Ansprüche an neue Filme.
Schauen wir uns die modernen Animationsfilme von Disney an, stellt sich die Frage: Wie neutral können ältere Zuschauer überhaupt sein? Ihr kennt sicherlich den Spruch "Früher war alles besser" – und wie das jede Generation der Menschheitsgeschichte immer wieder behauptet. Die meisten von uns sind mit Disney-Filmen aufgewachsen – egal ob alte Klassiker oder die damals aktuellen Kinofilme, über die alle auf dem Pausenhof geredet haben. Und auch viele Jahre später mögen wir diese Filme vermutlich ein wenig mehr, auch weil sie unser Bild geprägt haben, wie ein Disney-Film zu sein hat.
Unabhängig davon, was die modernen Filme anders machen als ihre Vorgänger: Sie werden es immer schwer haben, mit unseren Wünschen und Erwartungen mithalten zu können, das magische Gefühl von früher zu wiederholen. Das heißt nicht, dass das hier und da nicht auch gelingen kann. Aber die letzten Jahre haben gezeigt: Disney tut sich keinen Gefallen damit, mit jedem einzelnen Film einfach allen gefallen zu wollen.
Natürlich beschränkt sich Disney schon lange nicht mehr auf die Produktion von Familienfilmen. Noch vor einigen Jahren hätte wohl niemand geahnt, dass zum Beispiel der harte "Predator"-Film "Prey" exklusiv auf Disney+ erscheint. Solche Filme zeigen, dass auch unter dem Label Disney gute und erfolgreiche Filme für Erwachsene möglich sind – und das zu einem Bruchteil der Blockbuster-Kosten. Vielleicht liegt hier auch das eigentliche Ziel, dass Disney verfolgen sollte: Eine Vielfalt an Filmen, statt Vielfalt in jedem Film.
Go woke, go broke?
Bei allen Vorwürfen politischer Motivation kann man sich bei Disney als globalen Mega-Konzern vor allem auf eins verlassen: Sie wollen Geld verdienen. Bei Kritikern gilt die beliebte Formel "Go Woke, Go Broke" – also der spöttische Hinweis, dass die Bemühungen um mehr Diversität und bestimmte Botschaften zu finanziellen Verlusten führen werden. Das gilt für typische Disney-Animationsfilme ebenso wie Star Wars, das MCU und Co. Hat Disney also einfach auf das falsche Pferd gesetzt? Wollten sie vielleicht ihre Zuschauerzahl erhöhen, aber haben dabei ihr Stammpublikum verloren? Sowas lässt sich nur schwer herausfinden: Es gibt einfach zu viele Faktoren, die darauf Einfluss haben, ob ein Film Erfolg hat oder nicht – ganz davon abgesehen, dass unter dem Wort "woke" ohnehin jeder etwas anderes versteht.
Aber egal welche genannten Kritikpunkte man ansetzt: Wenn es so eindeutig wäre, dass sich diese scheinbar neue Art der Filme für Disney nicht lohnt – müsste sich das nicht eindeutig in den Einnahmen widerspiegeln? Fest steht: 17 der 20 weltweit erfolgreichsten Disney-Filme aller Zeiten in Sachen Kinoeinnahmen sind 2010 oder später erschienen – und zwar inflationsbereinigt. Darunter ist "Die Eiskönigin" übrigens der einzige Film, der keine Fortsetzung oder Teil eines Franchise ist.
Zur Wahrheit gehört aber auch, dass abgesehen von "Avatar 2" kein einziger dieser Filme nach 2019 erschienen ist – übrigens das Startjahr von Disney+ und der Übernahme von CEO Bob Chapek. Also auch wenn die Vorwürfe gegenüber Disney schon seit vielen Jahren im Raum stehen: Zumindest an der Kinokasse läuft es erst seit relativ kurzer Zeit so schlecht.
Wohin geht die Reise, Disney?
Aber was ist denn jetzt mit Disney los? Was sollen sie anders machen? Damit sie wieder Hits landen und das Publikum sie wieder mag? Wir wünschten, es gäbe einfache Antworten. Egal ob Original, Fortsetzung oder Remake, egal ob besonders divers inszeniert oder altmodisch umgesetzt: Für alle Varianten gibt es Beispiele von erfolgreichen Filmen und auch von Flops.
Vielleicht liegt die Antwort am Ende weniger bei irgendwelchen oberflächlichen Faktoren, in was für eine Kategorie ein Film zu pressen ist. Sondern ob talentierte Menschen die Möglichkeit haben, eine schöne Geschichte zu erzählen. Und das ohne den extremen Druck der letzten Jahre, in kürzester Zeit möglichst viel Content zu produzieren. Glaubt man dem aktuellen CEO Bob Iger, ist das der Weg. Wir hoffen es für Disney – und für uns.