Jessica Jones in "Daredevil: Born Again" Staffel 2
Könnten auch andere Charaktere der Netflix-Marvel-Ära zurückkehren?
Nach Jahren des Wartens und zahlreicher Fan-Spekulationen ist es nun offiziell: Krysten Ritter kehrt in ihrer ikonischen Rolle als Jessica Jones zurück. Zwar nicht in einer eigenen Disney+-Serie, dafür aber in der zweiten Staffel von "Daredevil: Born Again". Dies gab Disney im Rahmen ihrer Upfront-Präsentation bekannt.
Gemeinsam mit Charlie Cox, dem Darsteller von Daredevil, betrat Ritter die Bühne und bestätigte, dass sie in der zweiten Staffel von "Daredevil: Born Again" mitspielen wird. Zitat Ritter:
"Es ist so toll, nach drei Staffeln und "The Defenders" wieder Jessica Jones zu spielen und nun im MCU zu sein. Ich freue mich riesig, diese Kultfigur zurückzubringen, und ohne zu viel zu verraten: Es steht noch viel mehr für Jessica Jones auf dem Programm. Das wird eine unglaubliche Staffel!"
Die Rückkehr von Krysten Ritter heizt natürlich Spekulationen an: Könnten auch weitere Helden der Netflix-Serien ins MCU zurückkehren? Namen wie Luke Cage-Darsteller Mike Colter oder Finn Jones alias Iron Fist stehen dabei besonders im Fokus. Jessica Jones, die erstmals 2015 auf Netflix in der gleichnamigen Serie zu sehen war, wurde schnell zu einer der beliebtesten Figuren der sogenannten "Netflix-Marvel-Ära". In der ursprünglichen Serie verfügte Jessica über übermenschliche Stärke und die Fähigkeit zu springen – manche würden sagen, zu fliegen. Doch nach einem traumatischen Erlebnis und einem missglückten Versuch, als Superheldin Karriere zu machen, zog sie sich aus dem Heldentum zurück und begann, als Privatdetektivin in New York zu arbeiten.
"Jessica Jones" war eine von fünf Marvel-Serien, die zwischen 2015 und 2019 veröffentlicht wurden. Dazu gehörten "Daredevil", "Luke Cage", "Iron Fist", "The Punisher" und "The Defenders". Alle Serien wurden abgesetzt, als Disney begann, seine Streaming-Strategie neu auszurichten und eigene Marvel-Serien wie "WandaVision" oder "Loki" auf Disney+ zu produzieren. Dass Krysten Ritter nicht nur zurückkehrt, sondern auch andeutet, dass "noch viel mehr für Jessica Jones auf dem Programm" steht, lässt aufhorchen. Plant Marvel vielleicht eine eigene Serie für die Figur? Oder einen größeren Handlungsbogen innerhalb der neuen MCU-Fernsehstrategie? Wir sind gespannt, was die Zukunft alles bereithält.
Warum die Marvel-Serie "Jessica Jones" so beliebt war
Als "Jessica Jones" 2015 auf Netflix startete, unterschied sich die Serie radikal von allem, was das Marvel-Universum bis dahin hervorgebracht hatte. Statt quietschbunter Superheldenaction und spektakulärer CGI-Schlachten präsentierte sich die Serie als düsteres, psychologisches Charakterdrama – rau, realistisch und kompromisslos. Schnell wurde "Jessica Jones" zu einem der gefeiertsten Beiträge des Marvel-Netflix-Katalogs. Doch worin liegt der anhaltende Erfolg der Serie begründet?

Eine Heldin mit Brüchen – und echtem Tiefgang
Im Mittelpunkt der Serie steht Jessica Jones, gespielt von Krysten Ritter, eine ehemalige Superheldin, die nach einem traumatischen Erlebnis als abgebrühte Privatdetektivin in New York lebt. Sie trinkt zu viel, meidet soziale Kontakte und kämpft mit posttraumatischem Stress. Was sie so besonders macht, ist ihre Unvollkommenheit. Jessica ist keine strahlende Retterin, sondern eine zutiefst gebrochene Figur – und gerade das machte sie für viele Zuschauer so greifbar und authentisch.
In einer Medienlandschaft, in der Heldinnen oft übersexualisiert oder stereotyp dargestellt werden, war Jessica eine willkommene Ausnahme: stark, aber verletzlich, zynisch, aber moralisch. Ihre Wut, ihr Schmerz und ihre Zurückhaltung machten sie zu einer komplexen Figur, mit der sich viele identifizieren konnten – besonders Frauen, die sich in typischen Superheldinnen kaum wiederfanden.
Themen, die unter die Haut gehen
"Jessica Jones" traute sich, Themen anzusprechen, die in Comicverfilmungen lange tabuisiert wurden – allen voran psychische Gesundheit, Missbrauch und Trauma. Die toxische Beziehung zwischen Jessica und dem manipulativen Bösewicht Kilgrave, gespielt von einem brillant beängstigenden David Tennant, war nicht nur dramaturgisch fesselnd, sondern thematisierte emotionalen und psychischen Missbrauch auf eine erschreckend realistische Weise.
Diese mutige Auseinandersetzung mit realen Problemen verlieh der Serie eine gesellschaftliche Relevanz, die weit über den Marvel-Kanon hinausging. Die Serie wurde dafür gelobt, dass sie den Fokus nicht auf Spektakel, sondern auf Charakterentwicklung und innere Konflikte legte – etwas, das in Superheldengeschichten oft zu kurz kommt.

Eine frische Tonalität im Marvel-Kosmos
Im Vergleich zu den MCU-Kinofilmen war "Jessica Jones" düsterer, stilistisch eigenständiger und deutlich erwachsener. Die Serie kombinierte Elemente von Noir-Krimis, psychologischem Thriller und klassischem Drama – und verzichtete dabei bewusst auf übermäßige Action und Effekthascherei. Dieser Mut zur Reduktion wurde von vielen als willkommene Abwechslung begrüßt. Zudem spielte die Serie im "Street Level"-Bereich des Marvel-Universums – also im urbanen, geerdeten Umfeld von Hell's Kitchen, wo moralische Grauzonen und persönliche Entscheidungen mehr Gewicht hatten als kosmische Bedrohungen. Das machte sie gerade für Zuschauer:innen attraktiv, die mit dem überbordenden Bombast des MCU nicht viel anfangen konnten.
Kritisch, clever, konsequent
Die erste Staffel von "Jessica Jones" gilt bis heute als eine der stärksten Marvel-Serien überhaupt. Sie wurde mit dem Peabody Award ausgezeichnet und fand auch bei Kritikern breite Anerkennung. Die späteren Staffeln konnten nicht ganz an den Erfolg anknüpfen, doch die Figur selbst und ihr Vermächtnis blieben stark – auch weil Krysten Ritter der Rolle eine unverwechselbare Identität verlieh. In einer Zeit, in der viele Superheldenserien austauschbar wirkten, war "Jessica Jones" ein mutiges, klug geschriebenes Gegenmodell – und damit ein echter Meilenstein für das Genre.
