V wie Vendetta wird zur Serie

HBO sichert sich den nächsten Hit!

Von Jonas Reichel am 4 min Lesezeit

Der Freiheitskämpfer mit der ikonischen Maske kehrt zurück! Wie Variety exklusiv berichtet, soll Alan Moores gefeierter Comic "V wie Vendetta" als Serie für HBO realisiert werden.

Im Gegensatz zum "V wie Vendetta"-Film wird es sich allerdings um eine Neuinterpretation der dystopischen Geschichte handeln. Die Handlung spielt im zukünftigen Großbritannien, das von einem totalitären Regime beherrscht wird. Inmitten dieser Unterdrückung tritt der geheimnisvolle Freiheitskämpfer V auf – ein maskierter Anarchist, der längst zum Symbol des Widerstands geworden ist. Die ikonische Guy Fawkes-Maske der Figur gilt mittlerweile sogar als Markenzeichen der Hackergruppe Anonymous.

Das Drehbuch soll von Pete Jackson stammen, während James Gunn und Peter Safran als ausführende Produzenten fungieren. Sollte das Projekt grünes Licht erhalten, würde "V wie Vendetta" die nächste große DC-Realserie bei HBO werden. Der Sender hat sich in den vergangenen Jahren mit hochwertigen Comic-Adaptionen wie "The Penguin" oder "Watchmen" einen Namen gemacht.

Bild zu V WIE VENDETTA Trailer German Deutsch (2006)

Die bekanntesten Comics von Alan Moore: Meisterwerke eines Visionärs

Alan Moore gilt als einer der einflussreichsten und bedeutendsten Comic-Autoren der Moderne. Kaum ein anderer Schriftsteller hat das Medium Comic so tiefgreifend verändert und ihm zu einer literarischen Ernsthaftigkeit verholfen, wie es zuvor kaum denkbar war. Mit Werken wie "Watchmen", "V wie Vendetta", "From Hell" oder "Die Liga der außergwöhnlichen Gentlemen" hat Moore die Grenzen zwischen Unterhaltung und Kunst aufgehoben und Themen wie Macht, Moral und Menschlichkeit auf eine neue Ebene gehoben. Seine Geschichten sind komplex, politisch und oft verstörend – und gerade das macht sie bis heute so faszinierend.

Watchmen: Die Dekonstruktion des Superheldenmythos

1986 erschien "Watchmen", das bis heute als Moores Magnum Opus gilt. Gemeinsam mit Zeichner Dave Gibbons schuf er eine Geschichte, die das Superheldengenre revolutionierte. Statt unfehlbarer Helden zeigt "Watchmen" eine Gruppe gealterter, moralisch fragwürdiger Figuren, die in einer alternativen Version des Kalten Kriegs agieren. Die Geschichte hinterfragt die Idee von Macht und Verantwortung und stellt die entscheidende Frage: Wer bewacht die Wächter?

Mit seiner verschachtelten Erzählstruktur, seinen vielschichtigen Charakteren und der dichten Symbolik setzte "Watchmen" neue Maßstäbe für Comics als ernstzunehmende Kunstform. Das Werk gewann den Hugo Award und wurde 2005 als eines der 100 besten englischsprachigen Romane der Moderne in die Time-Liste aufgenommen – ein Ritterschlag für das Medium Comic.

V wie Vendetta: Ein Aufruf zur Freiheit

"V wie Vendetta" (1982–1989) ist Moores vielleicht politischstes Werk. In einer dystopischen Zukunft, in der Großbritannien von einer faschistischen Regierung beherrscht wird, kämpft der maskierte Anarchist V gegen Unterdrückung, Kontrolle und geistige Bevormundung. Unterstützt wird er von der jungen Evey Hammond, die während der Geschichte selbst zur Symbolfigur des Widerstands wird.

Die Geschichte ist ein Manifest gegen Tyrannei und ein Plädoyer für individuelle Freiheit. Die Guy-Fawkes-Maske, die V trägt, ist längst über den Comic hinausgewachsen und wurde zu einem globalen Symbol des Protests – etwa bei der Hackergruppe Anonymous oder den "Occupy"-Bewegungen. Damit hat "V wie Vendetta" einen kulturellen Einfluss erreicht, den nur wenige Comics je hatten.

From Hell: Der Abgrund der Menschheit

In "From Hell" (erschienen zwischen 1989 und 1998, illustriert von Eddie Campbell) wendet sich Alan Moore der historischen Figur Jack the Ripper zu. Doch anstatt eine einfache Kriminalgeschichte zu erzählen, erschafft Moore ein vielschichtiges, düsteres Epos über Macht, Gewalt und die dunklen Seiten der viktorianischen Gesellschaft.

Der Comic ist penibel recherchiert und voller historischer Details, aber zugleich auch ein philosophisches Werk über die Natur des Bösen. Die dichte Erzählweise, die komplexe Symbolik und die schwarz-weißen Illustrationen machen "From Hell" zu einem Werk, das eher wie ein literarischer Roman als ein klassischer Comic wirkt. Die 2001 erschienene Filmadaption mit Johnny Depp konnte die Tiefe der Vorlage kaum einfangen – ein Beweis dafür, wie einzigartig Moores Werk ist.

Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen: Literatur trifft Popkultur

Ende der 1990er-Jahre begann Moore mit "Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen", einer Hommage an klassische Abenteuer- und Literaturfiguren. Gemeinsam mit Zeichner Kevin O'Neill formte er ein Team aus bekannten Charakteren der viktorianischen Literatur – darunter Captain Nemo, Allan Quatermain, Dr. Jekyll und Mina Harker – und schickte sie auf gemeinsame Missionen.

Der Comic ist ein Fest für Literaturfans: voller Anspielungen, Ironie und subtilem Humor. Gleichzeitig kommentiert Moore damit die Entwicklung von Heldenfiguren und zeigt, wie sich Mythen und Geschichten im kulturellen Gedächtnis verändern. Trotz einer weniger erfolgreichen Filmadaption von 2003 blieb die Comicreihe ein Kritikerliebling und Kultobjekt.

Swamp Thing: Der Anfang eines neuen Realismus

Bevor Alan Moore weltberühmt wurde, revolutionierte er bereits die Serie "Swamp Thing" bei DC Comics. Anfang der 1980er-Jahre übernahm er die schwächelnde Reihe und machte aus einer klassischen Horrorfigur ein philosophisches, ökologisches Epos. Moore verlieh dem Sumpfmonster Tiefe, Sensibilität und eine neue mythologische Dimension. Seine Arbeit an "Swamp Thing" war bahnbrechend und öffnete die Tür für erwachsenere, komplexere Comics – ein Wegbereiter für den späteren Erfolg von DCs Vertigo-Label.

Fazit

Alan Moore hat den Comic auf eine Ebene gehoben, die zuvor der Literatur vorbehalten war. Seine Werke sind düster, vielschichtig und intellektuell anspruchsvoll. Ob politische Parabel, Dekonstruktion des Superhelden oder historische Analyse – Moore nutzt das Medium, um unbequeme Wahrheiten zu erzählen.