Ron Perlman auf Rachefeldzug: Unsere Kritik zu The Gentleman (2025)

Ein Neo-Noir im Oldschool-Stil – doch nicht frei von Schwächen

Von Konstantin Koos am 3 min Lesezeit

Ron Perlman ist auf Rache aus: In seinem neusten Film "The Gentleman" begibt sich der "Hellboy"-Star als alternder Ex-Soldat auf die Suche nach den Mördern einer Prostituierten. Ob die klassische Rachegeschichte für uns funktioniert hat? Das erfahrt ihr in unserer neuen Filmkritik.

Die Handlung

Seit dem Tod seiner Frau führt der ehemalige Soldat Theo ein isoliertes, von Trauer gezeichnetes Leben. Er verbringt seine Freizeit in Bars mit seinem Freund, doch sein einziges wöchentliches Highlight ist der Donnerstag: Dort trifft er sich regelmäßig mit der Prostituierten Olga, die er bezahlt, um mit ihr zu reden. Als Olga brutal ermordet wird, begibt sich Theo auf einen gnadenlosen Rachefeldzug. Dabei sind ihm jedoch Kommissarin Iborra und der skrupellose Auftragskiller Herodes auf den Fersen.

Grundsätzlich folgt "The Gentleman" damit drei Figuren: Theo, Iborra und Herodes. Die Kommissarin ermittelt im Fall der ermordeten Olga, der bis in die Upper Class reicht. Als Theo seinen Rachefeldzug gegen die Mörder beginnt, hetzen ihm ihre mächtigen Verbündeten Herodes auf den Hals.

Was könnt ihr erwarten?

Von der Ausgangslage erinnert "The Gentleman" ganz klar an klassische Rachegeschichten. Einem geliebten Menschen eines Ex-Spezialisten wird Unrecht getan. Daraufhin wird eine brutale Spirale der Vergeltung in Gang gesetzt, bei der der emotional getroffene Protagonist seine Fähigkeiten einsetzen muss. Dieses Konzept erfreut sich nach wie vor großer Beliebtheit – man denke nur an die "John Wick"-Reihe oder die zahlreichen Filme eines Jason Statham oder Liam Neeson (unter anderem "96 Hours").

Für Regisseur Gabriel Beristain ist dieses Terrain kein Neuland. Es handelt sich bei "The Gentleman" zwar um sein Regie-Debüt, doch Beristain hat jahrelange Erfahrung als Kameramann vorzuweisen – unter anderem bei "Black Widow" oder eben auch bei Stathams "The Beekeeper".

Doch etwas anders ist der Protagonist aus "The Gentleman" dann doch. Theo ist keine Ein-Mann-Armee à la John Wick, sondern eher ein einfacher gealterter Soldat. Er kämpft sich also nicht durch eine Reihe von Schurken, sondern versucht mit verhältnismäßig einfachen Mitteln seine Gegner gezielt auszuschalten. Dementsprechend solltet ihr bei "The Gentleman" auch keinen Action-Kracher erwarten. Vielmehr handelt es sich um Neo-Noir-Thriller, der an klassische Genre-Vertreter aus den 70er oder 80er Jahren erinnert.

Stimmige Atmosphäre, stereotypische Handlung und Dialoge

Positiv in Erinnerung bleibt die recht gelungene Stimmung des Films – mit einem von Jazz-Einflüssen geprägten Score und einer düsteren und melancholischen Atmosphäre. Dabei ist "The Gentleman" routiniert inszeniert und baut auf typische Neo-Noir-Elemente – hartgesottene Cops, rachegetriebene Geschichten und moralisch ambivalente Figuren. Und auch Ron Perlman macht seine Sache gut. Er ist schlicht ergreifend ein Schauspieler mit markanter Präsenz, die er auch in seiner Rolle als Theo zur Geltung bringen kann.

Doch insgesamt nimmt sich "The Gentleman" etwas zu viel vor: Man erzählt nicht nur von Theos Rachegeschichte, sondern folgt gleichzeitig Kommissarin Iborra und Killer Herodes. Ihre Handlungsstränge sind jedoch nicht ausschließlich auf die Haupthandlung rund um Theos Rachefeldzug beschränkt. Stattdessen werfen wir immer wieder auch Blicke in ihr Privatleben, die auf dem Papier weitgehend von der Handlung abgekoppelt wirken. Damit erscheint "The Gentleman" allerdings etwas unrund und teilweise zusammenhangslos. Bei einer Laufzeit von knapp eineinhalb Stunden ist die Handlung damit auch etwas überladen. Es bleibt schlicht nicht genug Zeit, um bei allen drei Handlungssträngen entsprechend in die Tiefe zu gehen.

Insgesamt ist "The Gentleman" auch leider wenig originell. Das mag in Bezug auf die Atmosphäre nicht weiter schlimm sein, doch "The Gentleman" ist geprägt von recht altbekannten Handlungsmustern und stereotypischen Dialogen.

Unser Urteil

"The Gentleman" ist etwas überladen und erfindet das Rad nicht neu. Dafür überzeugt der Film mit düsterer Neo-Noir-Stimmung und einem glänzenden Ron Perlman.

Genre-Fans machen sich am besten selbst ein Bild: "The Gentleman" ist ab sofort digital und auf DVD & Blu-ray erhältlich.

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