Oft kopiert & nie erreicht? - Die Nackte Kanone (2025) Review

Das macht Liam Neeson anders als Leslie Nielsen!

Von Jonas Reichel am 5 min Lesezeit

Bild zu Oft kopiert & nie erreicht? - Die Nackte Kanone Filmkritik

Es gibt Filme, die so sehr mit ihrer Zeit, ihrem Humor und ihrem Hauptdarsteller verwoben sind, dass jeder Versuch einer Neuauflage zwangsläufig in ihrem Schatten stehen muss. "Die Nackte Kanone" ist einer dieser Filme. 1988 eroberte Leslie Nielsen als trotteliger, aber liebenswerter Lieutenant Frank Drebin die Kinoleinwände – und lieferte eine der wohl bekanntesten Parodien der Filmgeschichte. "Die Nackte Kanone" hat sich über die Jahre nicht nur zu einem Kultfilm gemausert, sondern war auch der Startschuss für eine ganze Reihe von Spoof-Filmen. Nun, 37 Jahre später, wagt Hollywood den Versuch einer Neuauflage mit Liam Neeson in der Hauptrolle. Schafft es der neue Film, an die Qualitäten des Originals anzuknüpfen? Und funktioniert der "Die Nackte Kanone"-Humor im Jahr 2025 überhaupt noch? All das und viel mehr verraten wir euch in unserer KinoCheck-Filmkritik!

Eine Mission mit viel Krawall und wenig Substanz

Im Zentrum von "Die Nackte Kanone" steht Frank Drebin Jr., der das Erbe seines Vaters weiterführt und in den Straßen Los Angeles für Recht und Ordnung sorgt. Er verkleidet sich als Schulmädchen, um Bankräuber zu überwältigen, verwendet Lollis als tödliche Waffe und handelt auch ganz gerne mal gegen die Anweisungen seiner Vorgesetzten. Eine Reihe von Banküberfällen und ein Mord führen ihn schließlich zum Tech-Milliardär Richard Cane, der seine ganz eigenen düsteren Pläne verfolgt. Als dann noch die mysteriöse Frau Beth auf den Plan tritt, gerät Franks Leben völlig aus den Fugen. Klingt im Kern eigentlich nach einer typischen "Nackte Kanone"-Story, oder?

Naja. Während die alten Filme noch als clevere Parodien auf Kriminal- und Polizeigeschichten funktionierten, wirkt die 2025er Version erschreckend dünn und kreativlos. Die Parallelen zu echten Tech-Milliardären wie Elon Musk werden derart plump und plakativ umgesetzt, dass es fast schon unangenehm ist. Statt feiner Ironie gibt es den Humor hier buchstäblich mit dem Vorschlaghammer.

Humor auf Autopilot

Eines der größten Probleme des Films ist tatsächlich seine Humorlosigkeit. Oder besser: sein verzweifelter Versuch, genauso witzig zu sein wie das Original. Schon der Trailer ließ viele Fans skeptisch zurück, und der fertige Film bestätigt die Befürchtungen. Jede Szene versucht, den Geist der alten Filme wieder aufleben zu lassen, kann jedoch zu keinem Zeitpunkt mit dessen Leichtigkeit mithalten.

Gags wie Passanten, die von einem Polizeiauto umgefahren werden, Explosionen, die beiläufig im Hintergrund stattfinden, oder plötzliche Entblößungen mögen einst originell gewesen sein – hier wirken sie wie eine abgearbeitete Checkliste. Es fehlen das Überraschungsmoment, das Timing und die Kreativität, die die Originalfilme ausgemacht haben. Stattdessen sieht man viele Szenen, die eins zu eins kopiert wurden – nur ohne Seele.

Im Abspann läuft dann sogar noch mal das Intro des ersten "Die Nackte Kanone"-Films inklusive der ikonischen Musik. Leider fällt genau da auf, wie viel mehr Witz und Energie im 37 Jahre alten Material steckt als in den vorherigen 85 Minuten des Reboots.

Der Cast: Ein Auf und Ab

Dass Liam Neeson ein großartiger Schauspieler ist und durchaus komödiantisches Geschick besitzt, ist allgemein bekannt: Wir alle erinnern uns an seinen Auftritt in "Ted 2". Doch hier wirkt er stellenweise lustlos – oder zumindest fehlmotiviert. Sein Frank Drebin Jr. ist in vielen Momenten vielmehr eine Karikatur seiner eigenen Actionrollen. Man fühlt sich teilweise an Bryan Mills aus der "Taken"-Reihe erinnert – nur eben in einer tollpatschigen Version.

Ganz anders sieht es bei Pamela Anderson aus. Sie ist der Lichtblick des Films: Selbstironisch, charmant und mit sichtlich Spaß dabei. In einigen Momenten trifft sie sogar den Charme einer Priscilla Presley und stiehlt Neeson in gemeinsamen Szenen die Show.

Der Bösewicht, gespielt von Danny Huston, ist hingegen ein müdes Abziehbild eines Tech-Gurus à la Elon Musk – arrogant und völlig irre. Paul Walter Hauser als Sidekick Captain Ed Hocken Jr. bringt gelegentlich etwas Leben ins Geschehen, bleibt aber auch hinter seinen Erwartungen zurück. Und ja, es gibt auch wieder eine Reihe Gastauftritte – die wir aber an dieser Stelle nicht verraten wollen.

Nostalgie ohne Seele

Was "Die Nackte Kanone" einst so erfolgreich machte, war die ausgewogene Mischung aus Parodie, Timing und absurdem Humor, der sich selbst nie zu ernst nahm. Die 2025er-Version versucht hingegen, diesen Spirit krampfhaft zu reproduzieren, bleibt dabei aber eine leere Hülle. Der Film verlässt sich zu sehr darauf, dass bekannte Namen und vertraute Gags reichen, um die Fans glücklich zu machen. Doch Humor ist eben ein Kind seiner Zeit – und der Versuch, ihn eins zu eins wiederzubeleben, gelingt nicht. Dabei gab es in den verganenen Jahren durchaus Beispiele, die gezeigt haben, wie man es besser machen kann: "Road House" etwa schaffte es, den Geist des Originals zu bewahren und gleichzeitig eine neue Generation von Zuschauern anzusprechen.

Fazit: Für wen ist dieser Film?

Am Ende bleibt die Frage: Für wen wurde dieser Film eigentlich gemacht? Alte Fans greifen sicherlich eher zum Original, jüngere Zuschauer, die mit dem Humor der 80er nichts anfangen können, werden hier kaum abgeholt. Das Ergebnis ist eine halbherzige Nostalgieübung – zu bemüht, zu lang, zu steif.

Ein herzhaftes Lachen? Eher Fehlanzeige. Stattdessen höchstens ein müdes Schmunzeln oder ein nostalgisches "Ach, das kenn ich doch"-Gefühl. Wer gehofft hat, dass "Die Nackte Kanone" 2025 die Magie des Originals einfängt, wird enttäuscht. Es bleibt ein weiterer Beweis dafür, dass manche Kultfilme einfach unangetastet bleiben sollten.

Wie hätte es besser funktionieren können?

Vielleicht hätte man auch gar nicht erst versuchen sollen, Leslie Nielsen zu kopieren. Vielleicht hätte man das Konzept wirklich neu denken sollen, statt es einfach nur aufzuwärmen. Man stelle sich vor: Ein Frank Drebin Jr., der nicht nur von Bankräubern, sondern auch von Social-Media-Influencern ausgetrickst wird. Ein Bösewicht, der seine Schurkenpläne via TikTok-Livestream erklärt. Oder noch radikaler: Drebin Jr. wird von einer KI-Version seines Vaters unterstützt. Statt alter Witze in neuer Verpackung gäbe es Meta-Humor, der sich über die heutige Reboot-Kultur selbst lustig macht. Das wäre mutig gewesen.

Man muss fairerweise aber auch betonen, dass Humor natürlich subjektiv ist. Es wird sicherlich den ein oder anderen Zuschauer geben, der mit dieser neuen Version seine Freude haben wird. Wir hingegen ziehen die Original-Trilogie vor.

Bild zu DIE NACKTE KANONE Trailer 2 German Deutsch (2025) Liam Neeson, Pamela Anderson