Der tiefe Fall von Star Wars: Die Zerstörung einer Legende

Vom Kult zur Content-Maschine: Das läuft falsch

Von Konstantin Koos am 8 min Lesezeit

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"Star Wars" – ein Name, der seit Jahrzehnten für epische Geschichten, ikonische Figuren und unvergessliche Momente steht. Doch in den letzten Jahren ist die Begeisterung vieler Fans deutlich abgekühlt. Besonders die Produktionen der Disney-Ära sorgen immer wieder für hitzige Diskussionen – von enttäuschten Erwartungen bis hin zu fragwürdigen kreativen Entscheidungen. Ist die Magie wirklich verloren? In diesem KinoCheck-Original werfen wir einen Blick auf die größten Kritikpunkte – aber auch auf das, was noch Hoffnung macht.

Die Bedeutung von Star Wars

Seit "Eine neue Hoffnung" Ende der 70er veröffentlicht wurde, hat sich das "Star Wars"-Franchise rasant entwickelt. Was einst als gewagtes Science-Fiction-Projekt begann, ist längst ein fester Bestandteil der globalen Popkultur geworden. Drei Trilogien, unzählige Animations- und Live-Action-Serien, Videospiele, Bücher, Merchandise – "Star Wars" ist ein multimediales Universum, das Generationen geprägt hat. Kein Wunder, dass viele Fans eine tiefe emotionale Bindung zur Saga aufgebaut haben – und umso leidenschaftlicher reagieren, wenn neue Inhalte nicht überzeugen.

Die Kritik an der neuen Ära

Kritik an "Star Wars" ist kein neues Phänomen. Schon die Prequel-Trilogie spaltete die Fan-Community. Doch seit dem Verkauf von Lucasfilm an Disney im Jahr 2012 hat sich der Ton nochmals verschärft. Der Einstieg mit "Episode 7" und "Rogue One" wirkte noch vielversprechend. Doch besonders die Sequel-Trilogie stieß ab "Episode 8" auf massive Kritik.

Bild zu STAR WARS 8: Die Letzten Jedi Trailer 2 German Deutsch (2017)

Viele Fans bemängeln vor allem die inkonsistente Erzählweise. "Episode 7" wurde vorgeworfen, zu stark auf Altbewährtes zu setzen und sich zu sehr an "Eine neue Hoffnung" zu orientieren. "Die letzten Jedi" hingegen brach radikal mit bekannten Mustern – was einige als mutig, viele aber als respektlos gegenüber der Saga empfanden. "Episode 9" versuchte, diesen Bruch wieder zu kitten – unter anderem durch die Rückkehr von Palpatine – und wirkte dadurch planlos und überhastet.

Neben diesen inhaltlichen Aspekten stößt auch der sogenannte Fan-Service auf Kritik. Immer wieder werden bekannte Figuren oder ikonische Elemente eingebaut. Offenbar jedoch nur, um nostalgische Gefühle zu wecken – ohne dass sie die Geschichte sinnvoll voranbringen. Das Ergebnis: Szenen, die zwar bekannt wirken, aber emotional oft enttäuschen. Sicherlich kann man den Prequels vieles vorwerfen – aber immerhin haben sie damals die Welt von "Star Wars" mit zahlreichen neuen Ideen deutlich erweitert.

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Zu viel Content?

Ein weiterer Kritikpunkt ist die schiere Menge an Content: Mit den ganzen neuen Serien und Filmprojekten versuchen Disney und Lucasfilm, das Universum immer weiter auszubauen. Während das grundsätzlich kreative Chancen bietet, fühlen sich viele Fans inzwischen überfordert – und emotional distanziert. "Star Wars" ist nichts besonderes mehr, auf das man Jahre lang hin fiebert. Gibt es diesen Monat mal wieder neuen Content? Na, mal schauen, ob der was taugt.

Die Menge ist dabei Fluch und Segen zugleich: Auf der einen Seite gehen die ganzen Projekte durchaus in verschiedene Richtungen und es werden verschiedene Dinge ausprobiert – am extremsten vermutlich in der Anthologie-Serie "Visions". So kann man testen, was funktioniert und was den Fans gefällt. So wurde zum Beispiel gerade erst mit "The Ninth Jedi" eine Spin-Off-Fortsetzung einer der Kurzgeschichten aus "Visions" angekündigt.

Außerdem werden somit verschiedene Zielgruppen bedient. Denn "Star Wars"-Fan ist nicht gleich "Star Wars"-Fan: Die einen freuen sich über eine bodenständige Serie wie "Andor", die anderen wollen eher kurzweilige, spaßige Lichtschwert-Action. Und der nächste mag wiederum einen nostalgischen Ausflug in die 80er wie bei "Skeleton Crew". Durch die Menge an unterschiedlichen Content ist sozusagen für jeden etwas dabei – auch wenn die Marke "Star Wars" dann eben keine Garantie mehr dafür ist, was genau uns beim nächsten Film oder der nächsten Serie erwartet. Und die Qualität kann bei der großen Content-Flut ziemlich schwanken – je nachdem, welches Team daran arbeitet und wie viel kreative Freiheit es erhält. Doch trotz aller Enttäuschungen gibt es auch Lichtblicke.

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Eine neue Hoffnung

Besonders positiv sticht die Serie "Andor" hervor: Statt auf Lichtschwerter und Jedi zu setzen, erzählt Andor eine vielschichtige Geschichte über Unterdrückung, Überwachung und den Beginn einer Rebellion. Die Serie beeindruckt mit starken Dialogen, komplexen Figuren und einem ernsten, politischen Ton – ein "Star Wars", wie man es in dieser Form noch nicht gesehen hat.

Auch "The Mandalorian" hat neue Maßstäbe gesetzt. Die Beziehung zwischen dem Kopfgeldjäger Din Djarin und dem kleinen Grogu hat weltweit Herzen erobert. Mit seiner Mischung aus Western-Atmosphäre, emotionalem Storytelling und neuen Figuren hat die Serie der Marke frischen Wind verliehen – zumindest in den ersten beiden Staffeln. Denn auch hier ließ die Begeisterung in Staffel 3 etwas nach.

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Ein weiteres Highlight waren die finalen Folgen der Animationsserie "Star Wars: The Clone Wars". Diese schafften es nicht nur, die Serie würdig zu beenden, sondern schlugen auch eine direkte Brücke zu "Die Rache der Sith". Die letzten vier Folgen gelten bei vielen als erzählerischer und emotionaler Höhepunkt der gesamten Serie.

Das muss sich ändern

Viele Fans wünschen sich für die Zukunft vor allem eines: eine klare kreative Vision. Die Sequel-Trilogie hat gezeigt, wie schädlich es sein kann, wenn einzelne Filme ohne übergeordneten Plan entstehen. Stattdessen braucht es ein starkes Drehbuch, überzeugende Figuren, stimmige Regie – und eine langfristige Strategie.

Das Beispiel "Andor" zeigt, dass Qualität mehr zählt als Quantität. Die Serie beweist, dass "Star Wars" auch dann funktioniert, wenn auf gängige Elemente verzichtet wird – solange man weiß, was man erzählen möchte. Doch genau das scheint bei vielen Projekten zu fehlen.

Ebenso wichtig: Die Balance zwischen Alt und Neu. Natürlich dürfen klassische Motive und Figuren nicht ganz verschwinden. Aber Nostalgie allein trägt keine Geschichte. "Star Wars" sollte sich trauen, neue Wege zu gehen, ohne seine Wurzeln zu vergessen.

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Grund zur Skepsis

Alle Kritikpunkte werden sich nicht über Nacht lösen lassen. Die Masse an Produktionen wird vermutlich weiter zunehmen – und damit auch das Risiko der Übersättigung. Auch der Trend zum oberflächlichen Fan-Service dürfte so schnell nicht verschwinden. Der Rückgriff auf bekannte Figuren wie Palpatine oder Boba Fett mag kurzfristig für Klicks sorgen – doch langfristig wird damit das kreative Potenzial des Universums verschenkt.

Die Gefahr besteht weiterhin: Statt neue Helden, Konflikte und Ideen zu entwickeln, zementiert man Vergangenes – und nimmt sich damit die Chance, das Universum wirklich weiterzuentwickeln.

Die Zukunft von Star Wars

Trotzdem: Die kommenden Jahre bieten auch Potenzial für neue Impulse. 2026 soll mit "The Mandalorian & Grogu" das erste Kino-Abenteuer der beiden Serien-Helden erscheinen – und damit die Kinopause des Franchise von über sechs Jahren beenden. Ob das den dringend benötigten Aufschwung bringt, bleibt abzuwarten. Die Figuren und das Kreativteam um Jon Favreau und Dave Filoni haben jedenfalls bewiesen, dass sie gute Geschichten erzählen können.

Ebenfalls angekündigt ist "Star Wars: Starfighter", ein eigenständiger Film mit Ryan Gosling in der Hauptrolle, der fünf Jahre nach Episode 9 spielt – und ganz ohne Bezug zur Skywalker-Saga auskommen soll. Inszeniert wird der Film von "Deadpool and Wolverine"-Regisseur Shawn Levy. Das könnte für Unterhaltung sorgen, weckt aber auch Skepsis: Wird "Star Wars" vielleicht zu sehr zur Actionkomödie?

Spannend ist "Dawn of the Jedi" – ein Film über die Anfänge der Jedi von James Mangold, angesiedelt lange vor der bekannten Zeitlinie. Der Meisterregisseur wollte ganz bewusst eine Story erzählen, die sich nicht zu sehr verbiegen muss, um zu den bisherigen Geschichten zu passen. Das Drehbuch stammt unter anderem von Beau Willimon, der bereits bei "Andor" ganze Arbeit geleistet hat.

Hinzu kommen weitere Projekte, die wohl mit gemischten Gefühlen erwartet werden. So zum Beispiel ein neuer Rey-Film, der bereits in der Vorproduktion für jede Menge Probleme gesorgt hat und den viele schon jetzt als Flop mit Ansage betrachten. "Ahsoka" Staffel 2 und die Animationsserie "Maul: Shadow Lord" können da vermutlich auf größeres Wohlwollen hoffen. Fest steht: Der Nachschub wird nicht weniger.

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Fazit

"Star Wars" steht an einem Wendepunkt. Die letzten Jahre haben das Vertrauen vieler Fans erschüttert – doch es gibt auch positive Beispiele, die zeigen, was möglich ist. Entscheidend wird sein, ob Disney und Lucasfilm bereit sind, aus den Fehlern zu lernen. Weniger Wiederholung, mehr Vision. Weniger Nostalgie, mehr Mut. Und damit meinen wir keine Oberflächlichkeiten wie einen diversen Cast. Das allein sorgt nicht für packende Filme oder Serien. Die Geschichte muss überzeugen und interessante Wege gehen, ohne den Zuschauer für dumm zu verkaufen. Einige wenige Projekte haben gezeigt, dass das auch im "Star Wars"-Universum möglich ist.

Wenn es gelingt, das Universum mit neuen Ideen zu füllen, ohne seine Seele zu verlieren, dann hat diese Galaxis vielleicht doch noch eine Zukunft. Möge die Macht mit uns sein!