Spike Lee inszeniert die Militärkomödie "Liberty"

Drei weitere Projekte befinden sich zudem in Entwicklung

Von Jonas Reichel am

Fünf Jahre nach seinem Netflix-Film "Da 5 Bloods" meldet sich Regisseur Spike Lee gleich mit einer ganzen Palette neuer Projekte zurück – darunter auch die Militärkomödie "Liberty".

Laut dem Branchenmagazin Deadline basiert der Film auf einer Idee der Autorinnen Rebecca Murga und Jalysa Conway, beide erfahrene Militärveteraninnen. "Liberty" soll sich an Hal Ashbys Klassiker "Das letzte Kommando" orientieren und erzählt die Geschichte einer Gruppe Militärkadetten, die während der "Fleet Week" eine chaotische und wilde Nacht in New York City erleben.

Die "Fleet Week", eine traditionelle Feierwoche, bringt normalerweise Besatzungen von Marineschiffen in große Städte, um die Öffentlichkeit mit ihrem Alltag bekannt zu machen. Doch für die Kadetten bedeutet sie vorwiegend eines: Freiheit. Lee wird den Film nicht nur in Szene setzen, sondern auch als Produzent tätig sein.

Noch bevor "Liberty" das Licht der Kinoleinwände erblickt, steht uns erst einmal "Highest 2 Lowest" mit Denzel Washington bevor. Bei diesem handelt es sich um eine Neuinterpretation des Akira-Kurosawa-Klassikers "Zwischen Himmel und Hölle". Der Film wird zunächst im Kino anlaufen, bevor er später auf Apple TV+ zu sehen sein wird.

Neben "Liberty" und "Highest 2 Lowest" hat Spike Lee noch mindestens drei weitere Projekte in der Pipeline: "Da Understudy", "Boner" und "Prince of Cats".

Die Karriere von Spike Lee: Einfluss, Erfolge und Vermächtnis

Spike Lee, geboren als Shelton Jackson Lee am 20. März 1957 in Atlanta, Georgia, ist einer der einflussreichsten Filmemacher seiner Generation. Mit einer Karriere, die sich über mehr als vier Jahrzehnte erstreckt, hat Lee nicht nur bahnbrechende Filme geschaffen, sondern auch das Kino genutzt, um soziale und politische Themen wie Rassismus, Ungerechtigkeit und die schwarze Identität in den Fokus zu rücken. Als Regisseur, Drehbuchautor, Produzent und gelegentlich Schauspieler hat er seinen einzigartigen Stil und seine Stimme fest in der Filmgeschichte verankert.

Die Anfänge: Weg zum Erfolg

Spike Lee wuchs in Brooklyn, New York, auf, und seine Erziehung hatte einen prägenden Einfluss auf seine späteren Werke. Er studierte Kommunikationswissenschaften an der Morehouse College, einer historisch schwarzen Universität, bevor er seinen Master-Abschluss in Filmproduktion an der Tisch School of the Arts der New York University erwarb. Bereits während seines Studiums zeigte sich Lees außergewöhnliches Talent. Sein Abschlussfilm "Joe's Bed-Stuy Barbershop: We Cut Heads" gewann 1983 den Student Academy Award und ebnete ihm den Weg in die Filmindustrie.

Durchbruch mit She's Gotta Have It

1986 gelang Spike Lee der Durchbruch mit seinem ersten Spielfilm "She's Gotta Have It". Der Film, der mit einem Budget von nur 175.000 US-Dollar produziert wurde, erzählt die Geschichte von Nola Darling, einer unabhängigen Frau, die romantische Beziehungen zu drei sehr unterschiedlichen Männern unterhält. "She's Gotta Have It" wurde ein kommerzieller Erfolg und spielte über 7 Millionen US-Dollar ein. Gleichzeitig markierte er den Beginn von Lees Karriere als unabhängiger Filmemacher, der komplexe Charaktere und gesellschaftliche Themen in den Mittelpunkt stellt.

Do the Right Thing: Ein kultureller Meilenstein

Einer von Lees bekanntesten Filmen ist "Do the Right Thing" (1989), ein Meisterwerk, das die Spannungen zwischen den ethnischen Gemeinschaften in einem New Yorker Viertel an einem heißen Sommertag darstellt. Der Film wurde für zwei Oscars nominiert – Bestes Originaldrehbuch und Bester Nebendarsteller – und wird oft als einer der besten Filme aller Zeiten betrachtet. Mit seiner intensiven Darstellung von Rassismus und Gewalt in den USA bleibt Do the Right Thing auch Jahrzehnte nach seiner Veröffentlichung relevant.

Thematische Vielfalt und Experimentierfreudigkeit

Im Laufe seiner Karriere hat Spike Lee eine bemerkenswerte Vielfalt an Themen behandelt. Mit Filmen wie "Malcolm X" (1992) – einer epischen Biografie des afroamerikanischen Bürgerrechtlers – und "Vier kleine Mädchen" (1997), einer Dokumentation über den Bombenanschlag auf eine Kirche in Birmingham, Alabama, bewies Lee seine Fähigkeit, historische Ereignisse und persönliche Geschichten gleichermaßen mit Tiefe und Einfühlungsvermögen darzustellen.

Gleichzeitig zeigte er mit Werken wie "Spiel des Lebens" (1998), einer Vater-Sohn-Geschichte vor dem Hintergrund der Basketballwelt, und "Inside Man" (2006), einem raffinierten Heist-Thriller mit Denzel Washington und Clive Owen, dass er sich nicht auf ein bestimmtes Genre beschränken lässt.

Herausforderungen und Kontroversen

Spike Lee war nie jemand, der sich vor Kontroversen scheute. Seine unerschrockene Art, unbequeme Wahrheiten auszusprechen, hat ihm sowohl Bewunderer als auch Kritiker eingebracht. Viele seiner Filme, darunter "It's Showtime" (2000), eine Satire über rassistische Stereotypen in den Medien, haben hitzige Debatten ausgelöst. Doch gerade diese Bereitschaft, schwierige Themen anzugehen, macht Lees Werk so kraftvoll und relevant.

Spätere Erfolge und internationale Anerkennung

In den letzten Jahren hat Spike Lee einige seiner bedeutendsten Auszeichnungen erhalten. Sein Film "BlacKkKlansman" (2018), eine auf wahren Begebenheiten basierende Geschichte über einen schwarzen Polizisten, der den Ku-Klux-Klan infiltriert, gewann den Grand Prix bei den Internationalen Filmfestspielen von Cannes und brachte Lee seinen ersten Oscar für das Beste adaptierte Drehbuch ein. Der Film war ein erneuter Beweis für Lees Fähigkeit, zeitgenössische und historische Themen miteinander zu verbinden.

Mit "Da 5 Bloods" (2020), einer Geschichte über afroamerikanische Vietnamkriegsveteranen, die in den Dschungel zurückkehren, um die Überreste eines gefallenen Kameraden und einen verborgenen Schatz zu bergen, zeigte Lee erneut seine Vielseitigkeit. Der Film wurde von der Kritik hochgelobt und zeigte, dass Lees Schaffen auch nach Jahrzehnten nichts von seiner Kraft und Relevanz eingebüßt hat.

Bild zu BLACKkKLANSMAN Trailer German Deutsch (2018)

Einfluss auf die Filmindustrie

Spike Lees Einfluss auf die Filmindustrie geht weit über seine eigenen Werke hinaus. Er hat als Mentor für zahlreiche Nachwuchsfilmemacher gedient und mit seiner Produktionsfirma 40 Acres and a Mule Filmworks eine Plattform für unabhängige Projekte geschaffen. Zudem hat er sich stets für mehr Diversität und Repräsentation in Hollywood eingesetzt, oft als lautstarke Stimme gegen die Ausgrenzung schwarzer Künstler in der Branche.

Vermächtnis

Spike Lee hat nicht nur das Kino geprägt, sondern auch die Art und Weise, wie Geschichten über Rassismus, Identität und soziale Gerechtigkeit erzählt werden. Seine Filme sind nicht nur Unterhaltung, sondern oft auch ein Aufruf zum Nachdenken und Handeln. Mit einem beeindruckenden Katalog von Werken, die von intimen Charakterstudien bis hin zu epischen historischen Dramen reichen, bleibt Lee eine der wichtigsten Stimmen des modernen Kinos.

Auch heute inspiriert Spike Lee eine neue Generation von Filmemachern, die in seine Fußstapfen treten und die Welt durch ihre Kunst verändern wollen. Sein Vermächtnis ist tiefgreifend, und seine Arbeit wird zweifellos noch viele Jahre lang Einfluss haben.