Neuer Film vom "Havoc"-Regisseur in Planung

Das Casting hat bereits begonnen

Von Jonas Reichel am 4 min Lesezeit

Nach seinem brachialen Netflix-Actionfilm "Havoc" mit Tom Hardy wendet sich Regisseur Gareth Evans einem ganz besonderen Projekt zu. Der Hollywood-Insider Jeff Sneider berichtet auf seinem Blog, dass sich Evans nun einem Remake des Klassikers "A Colt is My Passport" widmet.

Schon seit rund einem Jahr gab es Gerüchte über eine Neuverfilmung. Jetzt scheint aber einiges ins Rollen zu kommen, denn das Casting hat bereits begonnen. Der Film soll in die Gegenwart verlegt werden, weitere Details zur Handlung oder zur Besetzung sind allerdings noch nicht bekannt.

"A Colt Is My Passport" stammt aus der goldenen Ära des japanischen Kinos der 1960er Jahre. Regisseur Takashi Nomura schuf mit dem Film einen minimalistischen Thriller über einen Auftragskiller, der nach einem Job selbst zum Gejagten wird. Dabei setzt der Film auf reduzierte Dialoge, kühle Bildsprache und ein Finale in einem kargen, wüstenartigen Setting – das stark an die ikonischen Duelle der Italo-Western erinnert. Ob die Neuauflage den Charme des Originals einfangen kann, bleibt abzuwarten. Klar ist aber: Wer Evans' bisherige Werke kennt, darf auf ein durchdachtes Action-Drama hoffen. Ein Startdatum gibt es nicht.

Gareth Evans: Der Meister der modernen Action – seine wichtigsten Filme im Überblick

Gareth Evans hat sich in den letzten anderthalb Jahrzehnten als einer der prägendsten Regisseure des modernen Actionkinos etabliert. Der britische Filmemacher ist bekannt für seine kompromisslose Bildsprache, atemberaubende Kampfchoreografien und seine Fähigkeit, rohe Gewalt filmisch elegant und erzählerisch sinnvoll einzusetzen. Mit Filmen wie "The Raid", "Apostle" oder jüngst "Havoc" hat Evans dem Genre neue Impulse verliehen – sowohl visuell als auch erzählerisch.

Merantau (2009): Der Anfang einer neuen Actionwelle

Mit "Merantau" begann Evans' Zusammenarbeit mit dem indonesischen Martial-Arts-Kämpfer Iko Uwais – eine Partnerschaft, die das moderne Actionkino entscheidend mitgestalten sollte. Der Film erzählt die Geschichte eines jungen Mannes, der seine Heimat verlässt, um sich dem traditionellen "Merantau"-Ritual zu stellen, und dabei in einen Menschenhändlerring verwickelt wird. Schon hier zeigt Evans sein Talent, traditionelle Martial-Arts-Elemente mit einer modernen Ästhetik zu verbinden. Der Film wurde international vor allem wegen seiner spektakulären Silat-Kampfszenen gefeiert – eine Kampfkunst, die dank Evans erstmals weltweit Aufmerksamkeit bekam.

The Raid (2011): Der internationale Durchbruch

Mit "The Raid" gelang Gareth Evans der ganz große Wurf. Der indonesische Actionthriller gilt heute als Meilenstein des Genres. Die Prämisse ist simpel, aber effektiv: Eine Spezialeinheit soll ein Hochhaus stürmen, in dem ein Drogenboss residiert – doch sie laufen in eine Falle. Was folgt, ist ein gnadenloser Überlebenskampf, Etage für Etage.

Evans gelingt es, aus dieser klaustrophobischen Grundsituation maximale Spannung und unfassbare Action zu generieren. Die Kameraarbeit ist dynamisch, die Choreografien präzise und brutal, die Dramaturgie straff. "The Raid" wurde international gefeiert, lief auf zahlreichen Festivals und wurde schnell zum Kultfilm. Auch Hollywood zeigte Interesse – und Evans war plötzlich ein gefragter Name.

The Raid 2 (2014): Mehr als nur Action

Drei Jahre später legte Evans mit "The Raid 2" nach – und übertraf die Erwartungen. Statt erneut auf ein minimalistisches Szenario zu setzen, weitete er die Handlung aus, verwob politische Korruption, mafiöse Verstrickungen und persönliche Rachegeschichten. Die Action bleibt herausragend – von einem legendären Knastkampf im Schlamm bis zu einem eindrucksvoll inszenierten Autoverfolgungsduell. Aber "The Raid 2" beweist auch, dass Evans ein ausgezeichneter Erzähler ist, der Charaktertiefe und stilistische Finesse meisterhaft miteinander verbindet.

Bild zu THE RAID 2 Offizieller Red Band Trailer | 2014 Official Film [HD]

Apostle (2018): Ein Ausflug in den Horror

Mit "Apostle" wagte sich Evans in ein neues Genre: Horror mit okkultem Einschlag. Der Film spielt im Jahr 1905 und folgt einem Mann (Dan Stevens), der sich auf eine entlegene Insel begibt, um seine entführte Schwester aus den Fängen eines religiösen Kults zu befreien. Visuell opulent und atmosphärisch dicht, ist "Apostle" ein düsterer, langsamer, aber kraftvoller Film – ganz anders als die temporeichen "Raid"-Filme, aber nicht weniger eindrucksvoll. Er zeigt, dass Evans weit mehr kann als nur Martial-Arts-Action.

Havoc (2025): Rückkehr zur harten Action

Mit "Havoc", seinem neuen Film für Netflix, kehrte Gareth Evans 2025 zurück zu seinen Wurzeln – kompromisslose Action. In der Hauptrolle: Tom Hardy als abgehalfterter Ermittler, der nach einem schiefgelaufenen Drogendeal in die Unterwelt einer Stadt abtaucht, um einen verschwundenen Politiker-Sohn zu retten. Dabei stößt er auf ein Netz aus Korruption und Gewalt.

"Havoc" ist dreckig, brutal und intensiv – ein waschechter Neo-Noir-Actionthriller. Evans inszeniert mit gewohntem Gespür für Choreografie, nutzt aber auch erzählerische Grautöne, um die Figur seines Antihelden psychologisch greifbar zu machen. Der Film kombiniert klassische Elemente des Polizeithrillers mit moderner Action und einer nihilistischen Grundstimmung. Nach "Apostle" und "Gangs of London" beweist Evans hier erneut, dass er nicht nur Action-Regisseur, sondern auch visuell anspruchsvoller Geschichtenerzähler ist.

Bild zu HAVOC Trailer German Deutsch (2025) Tom Hardy, Netflix

Weitere Arbeiten: Gangs of London und kommende Projekte

Neben seinen Filmen machte sich Evans auch als Serienmacher einen Namen. Mit "Gangs of London" (2020) schuf er eine der brutalsten und visuell ambitioniertesten Gangster-Serien der letzten Jahre. Die Serie mischt Familiendrama mit ultrabrutaler Action – und ist auch dank Evans' Handschrift ein Überraschungserfolg geworden.

Fazit: Ein Regisseur mit Stil, Präzision und Leidenschaft

Gareth Evans steht für ein Actionkino, das nicht nur durch Gewalt, sondern auch durch Stil, Timing und visuelles Feingefühl überzeugt. Ob in Indonesien, England oder Hollywood – er versteht es, Geschichten körperlich spürbar zu machen. Mit jedem neuen Projekt beweist er, dass er weit mehr ist als ein Regisseur für Prügelfilme. Er ist ein Geschichtenerzähler mit messerscharfem Blick – und einem klaren Gespür für die emotionale Wucht des Kinos.