John Williams komponiert die Musik zum neuen Steven Spielberg Film

Der 93-Jährige kehrt aus seinem Ruhestand zurück!

Von Jonas Reichel am 5 min Lesezeit

Der Altmeister kehrt zurück! Wie Variety berichtet, wird John Williams die Filmmusik zum neuen Steven-Spielberg-Film beisteuern.

Williams und Spielberg verbindet eine außergewöhnlich erfolgreiche Zusammenarbeit, die 1974 mit "Sugarland Express" begann. Gemeinsam schufen sie einige der ikonischsten Filmmomente der Kinogeschichte – darunter "Der weiße Hai", "E.T. – Der Außerirdische", "Jurassic Park", "Schindlers Liste" und "Der Soldat James Ryan". Williams' Musik prägte Generationen von Kinobesuchern und machte ihn zu einem der meistgeehrten Komponisten der Filmgeschichte.

Der inzwischen 93-jährige Williams hatte 2022 angedeutet, sich nach der Fertigstellung von "Indiana Jones: Das Rad des Schicksals" in den Ruhestand zu verabschieden. Damals sagte er gegenüber der Associated Press:

"Harrison Ford – der einiges jünger ist als ich – hat angekündigt, dass dies sein letzter Film sein wird. Da dachte ich: Wenn Harrison das kann, dann kann ich es vielleicht auch."

Doch wie so oft bei großen Künstlern blieb der Ruhestand nicht von Dauer. Ende 2023 relativierte Williams seine Aussage in einem Interview mit der Times UK:

"Ich halte nicht viel von großen Verlautbarungen, von endgültigen, abgeschlossenen Erklärungen, die hinter verschlossenen Türen abgegeben werden. Wenn ich eine solche Aussage ohne Kontext getroffen habe, nehme ich sie zurück."

Über Steven Spielbergs neuen Film, der 2026 in die Kinos kommen soll, ist bislang nur wenig bekannt. Offiziell trägt das Projekt noch keinen Titel, doch laut ersten Berichten soll es sich um ein UFO-Abenteuer handeln. Universal Pictures beschreibt ihn als einen "neuen, originellen Eventfilm".

Die Besetzung kann sich sehen lassen: Josh O'Connor, Emily Blunt, Colman Domingo, Colin Firth und Eve Hewson übernehmen die Hauptrollen. Das Drehbuch stammt von David Koepp, der bereits für "Jurassic Park", "Krieg der Welten" und "Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels" mit Spielberg zusammenarbeitete.

John Williams & Steven Spielberg: Eine Partnerschaft, die Filmgeschichte schrieb

Wenn das "Zweiklang-Motiv" aus "Der weiße Hai" erklingt oder die erhabenen Streicher von "Schindlers Liste", dann hört man nicht nur Musik – man hört Kino in Reinform. Seit über fünf Jahrzehnten prägen John Williams und Steven Spielberg das emotionale Klangbild des modernen Films wie kaum ein anderes Duo. Ihre Zusammenarbeit begann 1974 – und umfasst mittlerweile 29 Filme, mit einem 30. Projekt in Vorbereitung. Eine Partnerschaft, die weit über Hollywood hinausstrahlt.

Der Anfang: The Sugarland Express (1974)

Die gemeinsame Reise begann mit Spielbergs erstem Spielfilm "Sugarland Express", einem Roadmovie über ein Paar auf der Flucht. Williams' Partitur verband Americana-Klänge mit Melancholie und setzte den Ton für die Art von emotionalem Realismus, die ihre spätere Arbeit kennzeichnen sollte. Spielberg erkannte sofort, dass Williams mehr als nur Musik schrieb – er erzählte Geschichten mit Noten.

Der Durchbruch: Der weiße Hai (1975)

Nur ein Jahr später veränderten beide das Kino – und die Filmmusik – für immer. Williams' minimalistische, bedrohliche Zwei-Noten-Melodie machte "Der weiße Hai" zu einem Meilenstein der Spannung und brachte dem Komponisten seinen zweiten Oscar ein. Spielberg sagte später: "Ohne John Williams hätte "Der weiße Hai" nur halb so gut funktioniert – und nur halb so viel Angst gemacht."

Bild zu DER WEISSE HAI Trailer German Deutsch UT (1975) Steven Spielberg

Außerirdische und Abenteuer: "Unheimliche Begegnung", "E.T." und "Indiana Jones"

In den späten 1970er- und frühen 1980er-Jahren entfaltete sich die kreative Magie des Duos vollends. In "Unheimliche Begegnung der dritten Art" (1977) verband Williams orchestrale Größe mit außerirdischer Faszination – ein Dialog zwischen Mensch und Kosmos, buchstäblich in Musik gefasst.

Mit "Jäger des verlorenen Schatzes" (1981) erschuf Williams eines der berühmtesten Themen der Filmgeschichte: den heroischen Marsch von Indiana Jones. Die Musik verkörperte Abenteuerlust und ironischen Witz zugleich – und wurde zur Blaupause für das Blockbuster-Kino der 80er.

Dann folgte "E.T. – Der Außerirdische" (1982), vielleicht die emotionalste ihrer gemeinsamen Arbeiten. Williams' Musik trägt den Film, steigert das Gefühl von kindlicher Sehnsucht und Wunder bis zum unvergesslichen Finale, in dem Musik und Bild eins werden. Dafür gewann er seinen vierten Oscar.

Reifung und Vielfalt: Die 1980er und 1990er

Spielberg und Williams bewiesen in den folgenden Jahren eine bemerkenswerte stilistische Bandbreite. In "Das Reich der Sonne" (1987) verband Williams chinesische Klangfarben mit westlicher Sinfonik. "Always" (1989) und "Hook" (1991) boten romantische und verspielte Partituren, während "Jurassic Park" (1993) erneut einen ikonischen Williams-Sound hervorbrachte: majestätisch, ehrfurchtsvoll, aber auch unheimlich.

Im selben Jahr entstand "Schindlers Liste" (1993) – ein filmisches Meisterwerk, das Williams mit einer der ergreifendsten Kompositionen seiner Karriere krönte. Das von Itzhak Perlman gespielte Hauptthema wurde zum musikalischen Sinnbild für menschliches Leid und Hoffnung. Williams erhielt dafür seinen fünften Oscar.

Bild zu SCHINDLERS LISTE Trailer German Deutsch (1994)

Krieg, Zukunft, Emotion: Die 2000er

Die 1990er und frühen 2000er zeigten Williams und Spielberg erneut als kongeniale Erzähler: "Der Soldat James Ryan" (1998) beeindruckte mit einer zurückhaltenden, ernsten Musik, die militärischen Pathos bewusst vermied. "A.I.: Künstliche Intelligenz" (2001) mischte elektronische und orchestrale Elemente – ein melancholisches Porträt von Menschlichkeit in einer künstlichen Welt.

In "Minority Report" (2002) und "Catch Me If You Can" (2002) überraschte Williams mit Jazz- und Retro-Elementen, während "Terminal". (2004) und "Krieg der Welten" (2005) erneut seine Fähigkeit bewiesen, Atmosphäre und Emotion perfekt auszubalancieren.

Reifephase und Rückkehr zur Klassik

Mit "München" (2005) und "Lincoln" (2012) zeigte Williams seine ernste, introspektive Seite – komplexe, moralisch vielschichtige Werke, getragen von Musik, die sowohl historisch als auch zeitlos klingt. Die Abenteuer von "Tim und Struppi" (2011) wiederum war ein Liebesbrief an die Abenteuerfilme früherer Jahrzehnte, in denen Williams' orchestraler Schwung wieder voll zur Geltung kam.

Später folgten "Bridge of Spies" (2015), "BFG – Big Friendly Giant" (2016), "Die Verlegerin" und "Die Fabelmans" (2022), ein zutiefst persönlicher Film, in dem Spielberg seine eigene Kindheit verarbeitet – untermalt von Williams' warmherziger, introspektiver Musik. Für viele wirkte es wie ein musikalischer Abschiedsbrief an ihre jahrzehntelange Freundschaft.

Bild zu BRIDGE OF SPIES Trailer German Deutsch (2015)

Ein Vermächtnis in Dur und Moll

John Williams und Steven Spielberg sind mehr als Komponist und Regisseur – sie sind Partner in Emotion. Gemeinsam haben sie den Klang des modernen Kinos geschaffen: Musik, die nicht nur begleitet, sondern erzählt, vertieft und unvergesslich macht. Ihre Filme sind der Beweis, dass Klang und Bild, Herz und Verstand, Kunst und Unterhaltung keine Gegensätze sein müssen – solange zwei Meister dieselbe Sprache sprechen.

Bild zu DIE VERLEGERIN Trailer German Deutsch (2018)