Superhelden gegen Videogames: Der große Kampf der Film- und Serien Trends
Sind Videospielverfilmungen die neuen Superheldenfilme?

Lange Zeit galten sie als albern, billig und einfach mies: Filme, die auf Games basieren. Das hat sich inzwischen komplett geändert: Spiele-Adaptionen überzeugen immer wieder sowohl die Kritiker als auch das normale Publikum. Und gefühlt jede Woche gibt es neue Ankündigungen von Videospiel-Filmen und -Serien. War es das endgültig mit dem großen Boom der Superhelden in Hollywood? Ist jetzt die große Ära der Videospielverfilmungen angebrochen?
Wir klären, was es mit solchen Trends auf sich hat und zeigen die großen Gemeinsamkeiten zwischen den Superhelden- und Videospiel-Umsetzungen. Und warum man die ganzen neuen Game-Verfilmungen lieber mit großer Vorsicht genießen sollte.
Trends in Hollywood
Die Filmindustrie hat in ihrer langen Geschichte immer wieder große Trends hervorgebracht, die das Kino über Jahre hinweg prägten. Und immer wieder wurden sie früher oder später von etwas Neuem abgelöst. Eben noch dominierten die Western, dann wieder die düsteren Detektivgeschichten des Film Noir. War in den 60ern und 70ern noch harte Gesellschaftskritik gefragt, kam mit "Der weiße Hai" oder "Star Wars" auch schon das Popcorn-Kino um die Ecke. Mit den Blockbustern kam auch ein gänzlich neues Prinzip daher: das Franchise. Erstmals stand ein Film nicht für sich allein, sondern war potentiell auch der Startschuss für Fortsetzungen und Merchandise in allen Formen und Farben. Ein Konzept, das sich bis heute gehalten hat und immer extremer wurde.
Die Superhelden-Ära
Das perfekte Beispiel hierfür ist das Superhelden-Kino: Das Genre entwickelte sich im Laufe der letzten zwei Jahrzehnte regelrecht zum Zugpferd Hollywoods. Natürlich gab es solche Filme schon etwas länger: Erstmals wirkliche Aufmerksamkeit erhielten etwa die "Superman"-Filme mit Christopher Reeve oder die "Batman"-Filme mit Michael Keaton. Doch trotz einzelner Erfolge blieben große Superheldenfilme lange Zeit unregelmäßige Erscheinungen – mit stark schwankender Qualität.
Erst in den 2000er Jahren nahm der Trend dann richtig Fahrt auf, auch dank technologischer Fortschritte – Stichwort CGI. Sam Raimis "Spider-Man" und Bryan Singers "X-Men" bewiesen, dass Superhelden-Geschichten perfekte Vorlagen für visuell spektakuläre Blockbuster sind und auch ein Massenpublikum erreichen können. Und auch Christopher Nolan setzte mit seiner "Batman"-Trilogie natürlich Maßstäbe. Diese Filme legten das erzählerische und ästhetische Fundament für das, was folgen sollte.
Ein entscheidender Zeitpunkt war schließlich das Jahr 2008: Mit "Iron Man" startete Marvel Studios ein ganzes filmisches Universum. Der Film war überraschend erfolgreich, nicht zuletzt durch Robert Downey Juniors charismatische Performance. Im Rückblick kann "Iron Man" als der Startschuss für den richtigen Superhelden-Boom angesehen werden. Allen voran: das Marvel Cinematic Universe. Marvel vernetzte seine Filme untereinander und führte über Jahre hinweg neue Figuren und Welten ein. Bis hin zum scheinbar ultimativen Finale: "Avengers: Infinity War" und "Avengers: Endgame" bildeten den narrativen, emotionalen und auch zuschauerstärksten Höhepunkt. An diesen Filmen kam man nicht vorbei, der Hype um das Superhelden-Kino war so groß wie nie.
Doch dann: Katerstimmung. Immer mehr Filme blieben hinter den Erwartungen zurück. Die Rede war immer wieder von einer "Superhelden-Müdigkeit". Die Hauptkritik: die Flut an Content und die sinkende Qualität. Und die ungewisse Zukunft, wo man mit den Figuren eigentlich hin will. Das sind natürlich Punkte, an denen man arbeiten kann. Und jüngste Erfolge wie "Superman" oder "Fantastic Four" zeigen, dass das Publikum immer noch an Superhelden interessiert ist – wenn denn die Qualität stimmt.
Und doch: Die Hochzeit der Comicverfilmungen scheint vorüber – und die Konkurrenz schläft nicht. Ein neuer Stern scheint über Hollywood zu leuchten. Sein Name: Videospiele.

Der Aufstieg der Videospielverfilmungen
Die Verfilmungen von Games wurden ähnlich wie Superhelden-Filme anfangs eher belächelt. Doch das hatte auch einen guten Grund: Lange Zeit tat sich die Filmindustrie schwer damit, ihr Potenzial für das Kino zu erschließen. Die Geschichte der Videospielverfilmungen ist geprägt von gescheiterten Experimenten und verpassten Chancen. Viele der ersten Versuche kamen durchwachsen bis schlecht bei Kritik und Publikum an. In den 90er Jahren erschienen beispielsweise bereits Verfilmungen von "Super Mario", "Street Fighter" oder "Mortal Kombat". In den 2000ern folgte etwa die "Resident Evil"-Filmreihe oder die "Lara Croft"-Filme mit Angelina Jolie. Trotz einiger Aufmerksamkeit: Die Erfolge waren meist überschaubar.
Die Erfolge der Videospielverfilmungen
Inzwischen hat sich das Bild jedoch komplett gewandelt: Immer mehr Filme und Serien basieren auf Videospielen und räumen beim Publikum ab: Der "Super Mario" Film, die "Sonic"-Reihe oder zuletzt "Ein Minecraft Film" feiern riesige Einspielergebnisse an den Kinokassen.
Auch im Serien-Bereich haben Videospiel-Verfilmungen eine neue Heimat gefunden. Zumindest die erste Staffel von "The Last of Us" überzeugte Spiele-Fans, Kritiker und neue Zuschauer gleichermaßen. Ebenso beliebt ist die Adaption von "Fallout": Mit einer Mischung aus schwarzem Humor, Retro-Futurismus und Endzeitstimmung schaffte es die Serie, das einzigartige Flair der Spielreihe auf den Bildschirm zu bringen. Netflix konnte derweil mit der "League of Legends"-Adaption "Arcane" punkten.
Allen Beispielen ist vor allem eins gemein: Die große Treue gegenüber der Vorlage. Ein großer Unterschied zu früheren Versuchen: Damals wurde die Spiele-Grundlage selten ernst genommen und oftmals nur oberflächlich adaptiert.

Warum erscheinen so viele Game-Adaptionen?
Es gibt einen besonderen Grund, warum so viele beliebte Spiele ihren Weg ins Kino oder ins Streaming finden. Games bringen etwas mit, das Studios lieben: eine bestehende, engagierte Community. Spielereihen wie "The Legend of Zelda" oder "God of War" haben Millionen treue Fans weltweit. Für Studios bedeutet das ein geringeres Risiko und mehr Aufmerksamkeit von Beginn an. Ähnlich wie bei Superhelden-Comics profitieren Filmstudios bei Videospielen von der bereits bekannten IP. Man verfilmt bestehende Marken mit großem Wiedererkennungswert. Das erleichtert das Marketing ungemein.
Ein weiterer wichtiger Grund für den Boom an Videospielverfilmungen: Gaming ist nach vielen Jahrzehnten vom Nerd-Hobby zum Mainstream geworden. Anders als früher erreichen Spiele heute alle Altersgruppen. Man hat also insgesamt ein besonders großes Zielpublikum.
Aus Fan-Sicht ist der Boom ein zweischneidiges Schwert: Einerseits freuen sich viele darauf, das persönliche Lieblingsspiel endlich auf der großen Leinwand zu sehen. Die positiven Beispiele aus den letzten Jahren haben gezeigt, dass es funktionieren kann. Andererseits droht sich das Phänomen fortzusetzen, dass bereits bekannte Dinge immer wieder erzählt und fortgesetzt werden – ohne Raum für wirklich Neues und kreative Experimente. Ob die Storys nun aus Comics stammen oder aus Videospielen, ist dabei eigentlich egal.
Trotzdem haben die Videospiele gegenüber den Superheldenfilmen aktuell noch einen großen Vorteil: Zahlreiche Marken existieren schlichtweg noch nicht im Kino. Marvel und DC fällt es zunehmend schwer, wirklich Neues zu bieten. Aber auf dem Spielemarkt liegt noch riesiges, ungenutztes Potential an Figuren, Welten und Geschichten, die sich schon einmal als erfolgreich erwiesen haben. Und selbst wenn die Adaption einer bestimmten Spielereihe floppt, hat das kaum Auswirkungen auf die Chancen von anderen Marken.
Was bringt die Zukunft?
Insgesamt sind die Zeichen klar: ein Ende der großen Spiele-Adaptionen ist noch lange nicht in Sicht. Das zeigt die riesige Welle an Ankündigungen von Videospielverfilmungen in Hollywood. 2025 stehen zum Beispiel bereits "Mortal Kombat 2" und "Five Nights at Freddy's 2" an. In den kommenden Jahren erwarten uns außerdem Adaptionen von "Ghost of Tsushima", "Gears of War", "Mass Effect", "Bioshock" und erneut "Assassin's Creed". Auch weitere Fortsetzungen sind geplant, darunter der "Super Mario Film 2", "Sonic the Hedgehog 4", die zweite Staffel von "Fallout" und "The Last of Us" Staffel 3. Angekündigt wurde auch ein neuer "Street Fighter"-Film. Ihr seht: Die Liste ist lang – und sie wird immer länger.

Doch bedeutet der Aufstieg der Videospielverfilmungen gleichzeitig das komplette Ende des Superhelden-Kinos? Wohl kaum. Natürlich erwarten uns auch im Superhelden-Genre in den nächsten Jahren genügend Filme. Wahrscheinlich ist, dass Superhelden-Filme und Videospiel-Adaptionen zunächst weiterhin Seite an Seite existieren.
Doch Fakt ist auch: Alle großen Trends finden früher oder später ihr Ende. Einst war der Western das wichtigste Genre Hollywoods, heute werden kaum noch welche produziert. Oder ein aktuelles Beispiel: Habt ihr nicht auch das Gefühl, dass in letzter Zeit deutlich weniger Komödien in den Kinos laufen?
Die Zeit wird zeigen, ob Hollywood weiterhin große Summen in Superheldenfilme investieren wird – oder sich doch eher neue Mega-Franchises um ganz bestimmte Videospielreihen herausbilden werden.